Air - Twentyears



Wie viel muss zu Air noch gesagt werden? Jeder kennt sie, fast jeder mag sie und vor allem: Sehr viele haben sie irgendwann aus den Ohren verloren. Warum? Nun ja, nach ihrem maßgeblichen Meisterwerk "Moon safari" lag die Easy-Listening-Latte extrem hoch, vor allem weil Nicolas Godin und Jean-Benoît Dunckel doch so viel mehr kreierten als bloßen Fahrstuhl-Soundtrack. Zu ihrer Musik konnte man schwelgen oder bügeln, entspannen natürlich, aber auch Pflanzen umtopfen. Es war die ideale 24/7-Beschallung, vor allem da die Abnutzungserscheinungen gen Null gingen. Danach kam viel Nettes, insbesondere "Talkie walkie" konnte mit leichten Abstrichen in der B-Note noch an den Riesenerfolg des Debüts von 1998 anknüpfen. Doch gerade in den letzten zehn Jahren schlummerte man bei der gepflegten Air-Rezeption zu oft weg, die Lider wurden stetig schwerer und schwerer und ...
Noch wach? Nein? Puh, man könnte es nachvollziehen. Dieser Tage jedenfalls erscheint – und das ist ja letztlich der Grund, weswegen wir uns hier versammelt haben – eine kleine Werkschau der beiden Franzosen, die eben eindrücklich vor Augen und Ohren führt, wo die Stärken und Schwächen von Air liegen. "Twentyears" versammelt alles zwischen den größten Hits und raren Outtakes und wirkt daher natürlich entsprechend heterogen. Da wären die wolkig-weichen Knaller "All I need" oder "Playground love", die nicht viele Worte brauchen, um Melancholie in eine schöne Form zu gießen. Und auch die anderen Hits "Cherry blossom girl", "Kelly watch the stars" und "Alpha beta gaga" haben in den Jahren nur wenig von ihrer Präsenz und Melodieseligkeit eingebüßt und zaubern immer noch ein Lächeln auf leicht schläfrige Gesichter. So geriert sich der erste Teil des Doppelalbums als gelungenes Best-of, wobei die früheren Air-Platten völlig zu Recht einen größeren Raum zugestanden bekommen.
Mit dem zweiten Teil wühlen Dunckel und Godin dann in den staubigsten Dachboden-Kisten: Alle Outtakes eint der Wohlklang, das Verträumt-Schwelgerische, dem sich Air seit jeher irgendwie verpflichtet fühlen. Doch der Spannungsabfall gegenüber der ersten CD fällt freilich auf: Es fehlen die extraordinären Momente purer Schönheit, mit denen Air durchaus zu verzaubern wussten. Was prinzipiell nicht weiter schlimm ist, schließlich sollen die raren Momente lediglich das Tupferl auf dem I sein für Fans und Bewunderer der Franzosen. Und so fällt es auch nicht weiter ins Gewicht, dass "Roger song" wie der Vorspann einer ZDF-Vorabendserie klingt, "The duelist" mit Charlotte Gainsbourg und Jarvis Cocker vor allem auf dem Papier gut klingt und "Flowerhead" nie so richtig aus den Startlöchern kommt. "Twentyears" gewährt einen feinen Überblick, lässt Erinnerungen aufleben und könnte auch all jenen gefallen, die sowieso nur Greatest-Hits-Platten ihr Eigen nennen. Alle anderen bleiben einfach bei "Moon safari". (Quelle: Plattentests)


Tracklist:
  • CD 1
    1. La femme d'argent
    2. Cherry blossom girl
    3. Kelly watch the stars
    4. Playground love
    5. Sexy boy
    6. Venus
    7. All I need
    8. Alpha beta gaga
    9. Moon fever
    10. Don't be light
    11. How does it make you feel
    12. Once upon a time
    13. Alone in Kyoto
    14. Talisman
    15. Run
    16. Le soleil est près de moi
    17. Land me


  • CD 2
    1. Planet vega
    2. Flowerhead
    3. Crickets
    4. The duelist (feat. Charlotte Gainsbourg & Jarvis Cocker)
    5. High point
    6. Au fond du rêve doré
    7. Danger zone
    8. Indian summer
    9. The way you look tonight
    10. Roger song
    11. J'ai dormi sous l'eau
    12. Remember
    13. Trente millions d'amis
    14. Adis Abebah


  • Clip:
    La Femme D'Argent

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