Ein gängiges Prozedere: Teenager werden zu Popstars, legen rasante Karrieren hin und müssen für ihren Traum auf vieles verzichten, was für nichtprominente Gleichaltrige zum Alltag gehört. Irgendwann sind die jungen Talente dann erwachsen und fangen an, ihr Leben rückwärts zu leben, sich plötzlich wie Kinder zu benehmen und die Klatschpresse mit täglichen Ausfällen zu versorgen. Wie man es schafft, völlig unfallfrei in der Zeit zurückzureisen und dabei auch noch ziemlich unterhaltsam zu klingen, zeigen jetzt die Plain White T's auf ihrem neuen Album "Wonders Of The Younger".
Es liegt wohl an der recht gesunden Entwicklung der US-Band - vom kleinen Club-Act bis zur angesagten Radionummer -, dass sich die Jungs um Frontmann Tom Higgenson heute so gerne an unbeschwerte Kinder- und Jugendtage erinnern. Keine Disney-Club-Auftritte, keine puschenden Eltern, keine Promo-Tour in den Schulferien. Bei ihnen lief alles ohne Zwang. Ende der 90er gegründet, konnten die Plain White T's ungehypt und ganz in Ruhe ihren Stil finden. Viele der Mädchen, die heute auf ihren Konzerten kreischen, kennen die Gruppe erst, seit diese mit ihrem Schmusehit "Hey There Delilah" (2005, Re-Release 2007) dem Mainstream-Publikum entgegen kam.
Auf "Wonders Of The Younger" sehnen sich die Plain White T's nun also nach der Freiheit und Sorglosigkeit in jungen Jahren, weil sie sie kennen. Higgenson singt in den Songs von den süßen kleinen Fragen, mit denen er und seine Freunde sich damals beschäftigten: ob man nun Indianer oder doch lieber Astronaut werden sollte, ob nachts auf dem Friedhof wirklich Gespenster rumtoben, und wann die nächste Party auf der Spielstraße steigt. Die Manege auf dem Plattencover symbolisiert die Quelle der Themenfindung. "Eine von Toms ersten Inspirationen für dieses Album war ein Trip nach Las Vegas, wo er sich eine Zirkusshow ansah", erklärt T's-Gitarrist Tim Lopez. "Er sagte uns später, er sei sich dort sofort wieder jung vor gekommen und wollte Lieder über genau dieses Gefühl schreiben." So heißt es dann zum Beispiel im wunderbar verspielten "Welcome To Mystery": "
This is a place where your mind can escape all the problems today and go far far away." Und in "Irrational Anthem" fordert Higgenson dazu auf, sich dem Fantasieren anzuschließen: "
Let your mind go anywhere it wants to/ Make your wildest wish and watch it come true!"
Der für "Wonders Of The Younger" erbaute lyrische Playground wird freilich auch musikalisch getragen. Vom Glockenspiel über Bläsersätze bis zum Akkordeoneinsatz ist alles erlaubt. Lopez: "
Wir wollten diesen ganz speziellen Zirkus-Vibe auch in den Songs verankern. Zuvor haben wir unsere Stücke so eng arrangiert, dass man darin kaum noch Luft zum Atmen finden konnte. Verse-Chorus-Verse-Chorus-Bridge-Chorus - done! Davon wollten wir uns ein bisschen distanzieren. Nicht nur, damit wir selbst etwas mehr Raum haben, sondern damit sich der Hörer auch mal entspannen kann." Das kann er sich dann auch zwischen gekonnter Schmeichelei und Kitsch in den beiden "Delialah" nacheifernden Liebesballaden "Body Parts" und "Rhythm Of Love" (letztere übrigens von Lopez gesungen), die zu einem Plain White T's-Album eben dazugehören. Der Pop-Rock und die hübsch-naiven Lyrics auf "Wonders Of The Younger" ergeben zusammen ein ansprechendes Nostalgiekonzept. Womöglich auch interessant für zu schnell gereifte Popsternchen. (Quelle: motor.de)
Tracklist:
01. Irrational Anthem
02. Boomerang
03. Welcome To Mystery
04. Rhythm of Love
05. Map Of The World
06. Killer
07. Last Breath
08. Broken Record
09. Our Song
10. Airplane
11. Cirque Dans La Rue
12. Body Parts
13. Make It Up As You Go
Clip:
Plain White T's "Rhythm Of Love" Live sur Virgin Radio
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