Bombay Bicycle Club - A different kind of fix
Bombay Bicycle Club vervollständigen mit "A Different Kind Of Fix" ein musikalisches Triptychon und unternehmen eine bemühte Exkursion in elektronischere Gegenden. Drei Jahre, drei Alben, drei Konzepte - so oder ähnlich scheint das lose Arbeitsprinzip des Londoner Quartetts Bombay Bicycle Club zu lauten. Während sie sich im letzten Jahr auf "Flaws" als akustisch-leichte Folk-Barden präsentierten, wurden für "A Different Kind Of Fix" auch die Verstärker wieder eingeschaltet. Als eine Art Konsens zwischen ihrem rockigeren 2009er Debüt "I Had The Blues But I Shook Them Loose" und dem Songwritertum ihres letzten Werks, kombiniert es den Elan der E-Gitarren mit dem sensiblen Feingefühl der puristischeren Kompositionen. Auch ein neues Experiment haben sie sich vorgenommen: Nebst der Tatsache, dass sie ihre Synthesizer wieder ausgepackt haben, wagen sich die Vier auch an vertracktere elektronische Tüfteleien. All das findet sich exemplarisch gleich im ersten Titel "How Can You Swallow So Much Sleep" wieder: Ein filligranes Miteinander aus Akustikgitarren-Läufen und Jack Steadmans charakteristischer Stimme bewegt sich über synthetisch texturierten Flächen. Eine deutliche, aber durchdachte melodische Pop-Attitüde trifft auf geschickte, vorsichtige rhythmische Verschiebungen – der Song ist vollends rund. Im nachfolgenden "Bad Timing" wird es etwas düsterer. Der verschrobene Track trägt Spuren von Post-Rock als auch frühem Emo und offenbart außerdem ein weiteres Merkmal des Albums: Das Prinzip der Steigerung, das man im Indie- und Folk-Rock schon so oft gehört hat, wird ein weiteres Mal auf die Spitze getrieben. Während es hier noch ganz sukszessive und unmerklich greift, findet sich in Songs wie "Your Eyes" eine ganz urtypische Dramaturgie: Auf Breaks folgt ein Aufbäumen, das sich gegen Ende in vollster Lautstärke mit kompletter Instrumentierung und größter Dichte entlädt. Bombay Bicycle Club - "Beggars" (akustisch) Im Verlauf wird es schließlich zunehmend elektronischer. "Lights Out, Words Gone" zeichnet sich durch einen ganz sanft dahinplätschernden 80er-Flair aus, der sich aus Panflöten-artige Flächen und Dead-Note-Gitarrenspielereien à la Phoenix ergibt und gut in den aktuellen Soft-Soundtrend passt. Bei "Take The Right One" schleicht sich als Assoziation wiederum eher Coldplay oder durch die schwebend-weiche Klangbeschaffenheit auch die New Yorker Indie-Formation The Pains Of Being Pure At Heart als mögliche Inspirationsquelle ins Gedächtnis. In ähnlicher Manier zeigt sich "Leave It". Auch hier wird wieder mit Reduktion und Steigerung gespielt – jedoch eher erfolglos. Die zweite, eigentlich viel experimentellere Hälfte des Albums, wirkt noch ein wenig unbeholfen. Da wäre zum Beispiel "Fracture", eine getragene Ballade, die wie eine Live-Aufnahme klingt, auf präzisen Rhythmus verzichtet und sich mit weiblichen Gesangsparts schmückt. Irgendwann folgt dann doch ein Schlagzeugeinsatz und nach hinten hinaus tauchen seltsame Stimmverfremdungen und andere Spielereien auf, die aber nicht konsequent genug umgesetzt sind. Tatsächlich wäre es wohl eine gute Idee gewesen, den Song einmal ganz minimalistisch zu belassen. Dies ist im Schlusstitel "Still" nach drei eher ungreifbaren, dünneren Stücken schließlich gelungen: Ganz dezent wird die Stimme elektronisch verfremdet, in eine Fläche überführt und von natürlichem Gesang schließlich kanonartig begleitet. Das Fundament begnügt sich mit einem LoFi-Klavierpart. Bombay Bicycle Club - "Shuffle" Im Grunde haben Bombay Bicycle Club in ihren Experimenten einige Ideen ausgetüftelt, die ihnen eine ganz besondere Note verpassen. Allein der mitreißende, befremdlich-kollagenartige Song "Shuffle", der durch ein großartiges Durcheinander aus eingängigem Pop-Appeal und scheppernden Piano-Samples glänzt, steht exemplarisch dafür, dass die Herren sich auf einen guten Weg gewagt haben. "A Different Kind Of Fix" bringt alle bereits bekannten Qualitäten des Quartetts zusammen und zeigt dazu noch einige Anklänge neuer Talente auf. Wenn auch die zweite Hälfte noch etwas unausgefeilt und rumpelig anmutet, ist ihnen eine Weiterentwicklung und Öffnung in viele Richtungen gelungen, die neugierig darauf macht, was in der Zukunft folgen mag.(Quelle: motor.de)
Tracklist:
1. How Can You Swallow So Much Sleep |
2. Bad Timing |
3. Your Eyes |
4. Lights Out, Words Gone |
5. Take The Right One |
6. Shuffle |
7. Beggars |
8. Leave It |
9. Fracture |
10. What You Want |
11. Favourite Day |
12. Still |
Clip:
Shuffle
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