Johannes Falk - Von Mücken und Elefanten



Auf seinem ersten Major-Album „Von Mücken und Elefanten“ zelebriert der christliche Singer-Songwriter Johannes Falk eine bemüht authentische Wohlfühl-Religion zwischen Native-Advertising-Pop und inszenierter Proberaum-Romantik.
In Zeiten künstlich aufgezogener Hypes gilt sie als die letzte harte Währung der deutschen Pop-Musik: die Authentizität. Nach den verspielten 90-ern und der verkaterten Verwirrung der 2000-er könnte das aktuelle Jahrzehnt allerdings als Ära dahinsiechender Effekthascherei in die Geschichte eingehen. Auf „Von Mücken und Elefanten“ stilisiert sich der christliche Singer/Songwriter Johannes Falk deshalb als Bollwerk der Kredibilität zwischen Native-Advertising-Pop und Proberaum-Romantik. Doch je länger man dem nebenberuflichen Texter für Max Giesinger und Laith Al-Deen zuhört, desto mehr fragt man sich: Wie echt sind seine Geschichten?
Denn eigentlich agiert Falk wie seine Kollegen Andreas Bourani oder Clueso: Pompöse und butterweiche Stadion-Melodien küssen geerdete Gitarrenriffs, manchmal spitzt ein Bläsersatz das Finale zu. Konträr dazu soll Falks Randnotiz-Lyrik mit Rocker-Haltung vor allem nahbar wirken: „Alles ist besser als ein Leben, das nicht gelebt ist“, erklärt er etwa auf „Leben ist Leben“ im Stile Neil Youngs. „Lass uns aus Elefanten lieber Mücken machen“, jauchzt er später einen Optimismus-Serviervorschlag auf „Elefanten“.
Zwischen der Schnodderigkeit eines Bosse und der kleffenden Emotionalität eines Grönemeyer suggeriert Johannes Falk auf 13 Songs eine Beobachtungsgabe, die große Erkenntnis im kleinen Detail als Identifikationsfläche sucht. Das Problem ist nur: Die Botschaften des bekennenden Christen, der auch in Menschenrechtsorganisationen tätig ist, wirken in etwa so berührend wie ein Konfirmand beim Psalmaufsagen. „Von Mücken und Elefanten“ strotzt vor Gemeinplätzen.
„Hallo Leben, das hier sind die guten Zeiten“, wird in dem Song „Gute Zeiten“ eine Roadmovie-Pop-Hymne herbeifantasiert. Dann geht's wieder in die andere Richtung, wenn man in „Bitte lieb mich“ mit Kalenderspruch-Poesie à la „Hab' mir ein Schloss gebaut - ich glaub, es war nur Luft“ zu melancholischen Orgelklängen eine Beziehung zu Grabe trägt.
Es gibt aber auch Momente, in denen Johannes Falk wirklich brilliert, und zwar immer dann, wenn er greifbare Geschichten erzählt. In der Piano-Poperette „Keine Heimat“ zeichnet er plakativ, doch treffsicher das Schicksal einer Flüchtlingsfrau nach, „Granaten“ metaphorisiert das beklemmende Szenario des Krieges in Liebeskummer-Theatralik - als Kind einer russlanddeutschen Aussiedlerfamilie bewegt sich Falk hier auf sicherem Terrain, sprich: Er wirkt authentisch.
Doch „Von Mücken und Elefanten“ ist nicht politisch, sondern vor allem Radio-Pop mit anvisierter Echo-Nominierung im Subtext. Das Album soll Falk, der vormals eine klar christliche Färbung in seinen Songs trug, aus dem religiösen Kontext lösen. Schon im Refrain der erwähnten Fernsehgala-Arie „Elefanten“ resümiert man: „Lass uns aus großen Worten die Luft rauslassen“. Man möchte beipflichten: Mission erfüllt.(Quelle: Nordbuzz)

Tracklist:
1. Intro
2. Leben ist Leben
3. Dein Herz
4. Heimweh
5. Elefanten
6. Gute Zeiten
7. Wortlos
8. Alles andere als federleicht
9. Bitte lieb mich
10. Keine Heimat
11. Granaten
12. Kino
13. Narben
14. Tu dir nicht weh
15. Blauer Planet
16. Leuchtraketen
17. Ich zieh dich

Clip:
Heimweh

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