Barbara Schoeneberger - Eine Frau gibt Auskunft



Die Befindlichkeiten der mittelreifen Frau im gegenwärtigen Deutschland: Sie sind musikalisch erst dann hinreichend kommentiert, wenn die Schöneberger gesungen hat. Wer es 2007 noch nicht hören wollte, als Barbara Schönebergers Debütalbum „Jetzt singt sie auch noch!“ erschien, der muss es spätestens jetzt kapieren. Früher drehte und witzelte sich die inzwischen 44-Jährige in ihrer Musik noch sehr um die eigene Achse, die Spitzen gegen Mann (und Frau) im Allgemeinen waren aber damals schon da. Auf Album Nummer vier wird die Allround-Entertainerin, die sich längst zur eigenständigen Marke entwickelt hat, endgültig zum Sprachrohr ihrer Frauengeneration. Deshalb sollten bei „Eine Frau gibt Auskunft“ insbesondere die Männer genau hinhören.
Damit keine falschen Hoffnungen aufkommen: Natürlich tut Barbara Schöneberger der Männerwelt nicht den Gefallen, die Frau als solche endlich einmal nachvollziehbar zu erklären. Wo bliebe da auch der ganze Spaß! Schönebergers Berufung ist die Unterhaltung, gerne auch mal derb, und dahingehend bleibt sie sich treu. Ein Quickie auf dem Klo? Na, wenn's ihm Spaß macht. Betrügen? Besser nicht. „Wenn's drauf ankommt, knall ich dich ab!“ Hoppla. Texte wie hier in „Der blonde Engel“ könnten auch einer Schöneberger schnell mal um die Ohren fliegen, sie sind aber nicht das, was die besondere Qualität von „Eine Frau gibt Auskunft“ ausmacht. Die Musik, ein beliebiges Allerlei mit Pop und Swing und Gitarren, ist es erst recht nicht.
Das Spannende - Achtung, Männer! - sind die kleinen, aber ergreifenden und sehr wahrhaftigen Geschichten aus dem Frauenalltag, die neben Selbstironie, Haudrauf-Witz und ein wenig Gesülze auch ihren Platz auf dem neuen Album finden. Barbara Schöneberger löst sich dazu so deutlich wie nie von ihrer eigenen Person und schlüpft mit großem Feingefühl in verschiedene Frauenrollen, die oft auch ein bisschen angeknackst sind.
Es geht dann um die Schwierigkeiten einer alleinerziehenden Mutter, die irgendwann auch mal wieder Frau sein will („Das beste Date seit Jahren“), oder um sexuelle Frustration im Beziehungsalltag („Du willst es doch auch“). Überhaupt, er und sie im dauerhaften Miteinander - Millionen wissen, was sich da alles einschleichen kann. Luise macht die Wäsche, Luise macht werktags das Frühstück für Hajo, Luise macht alles so, wie sie es seit Ewigkeiten macht, und abends träumt sie sich dann ab und zu in die Arme irgendeines anderen Mannes, um endlich wieder etwas Feuer zu spüren. Wenn man einen Song wie „Hajo und Luise“ weiterdenkt, kann manche Luise glatt auf Ideen kommen. Und wenn die Hajos dieser Welt erkennen, dass sie dem bei ihrer eigenen Luise zuvorkommen möchten, haben sie am Ende zumindest ein bisschen was verstanden.(Quelle: Nordbuzz)

Tracklist:
01. Happy Patchwork Family 3:55
02. Du willst es doch auch 3:43
03. Der blonde Engel 4:14
04. Das beste Date seit Jahren 4:47
05. Isabelle Huppert 3:32
06. Mein Goldfisch und ich 4:26
07. Knick in meiner Biographie 3:30
08. Mädchen mein Mädchen 3:16
09. Hajo und Luise 4:10
10. Sonnenallee 3:42
11. Alles Gute und so weiter 3:16
12. Vielleicht wird’s ja schöner 2:41

Clip:
Trailer

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