Surfer Blood - Pythons
Was der kleine, etwas schmächtige Knirps wohl denkt? Er steht einfach nur posend da und blickt auf den seinem Alter entsprechend noch nicht sonderlich ausgeprägten Bizeps seines angespannten Oberarms. Irgendwann wachsen die Muckis noch, ganz bestimmt. Und dass Stärke beweisen auch anders funktioniert, haben die ebenfalls nicht durch ihre besondere Physis bekannt gewordenen Jungs von Surfer Blood vor gut drei Jahren schon bewiesen. Nach dem bemerkenswerten Debüt "Astro coast" legt das Florida-Quartett nun nach und lässt die immer noch nicht vorhandenen Muskeln spielen.
Sänger John Paul Pitts und sein Gefolge haben mittlerweile das Independent-Lager verlassen und beim Major ein neues Zuhause gefunden. So etwas hat dann unter anderem zur Folge, dass Pitts nicht mehr selbst den Produzenten spielen musste, sondern Surfer Blood mit Gil Norton, der unter anderem bereits für Pixies, Del Amitri, Maximo Park und Echo & The Bunnymen hinter den Reglern saß, einen erfahrenen Herrn zur Seite gestellt bekamen. Geschadet hat es das auf gar keinen Fall, da die Amerikaner sich und ihrem Sound größtenteils treu geblieben sind. Auch wenn man zugeben muss, dass Songs wie das eröffnende "Demon dance" irgendwie doch etwas fetter klingen als zuvor. Und die mit Bedacht eingestreuten Schreipassagen wirken zunächst etwas ungewohnt, fügen sich dann aber doch bestens ein. Die reizvolle Kombination aus Surfer-Lockerheit und Indie-Nachdenklichkeit ist der Band aus West Palm Beach erhalten geblieben. So mausert sich beispielsweise "Gravity" zum heimlichen Sommerhit für Strandnerds. Gleiches gilt für das unbeschwerte und weltumarmende "Say yes to me", dem zwischen flottem Tempo und einer ohrwurmigen Melodie die Sonne aus dem Allerwertesten scheint.
Ansonsten bewegen sich die meisten der kurzweilig und raffiniert arrangierten Stücke in mittleren Tempogefilden. Hier eine knarzige Gitarre und ein treibender Bass, dort markante Keyboardklänge. Hin und wieder wird es auch etwas rabiater, wobei der Grundtenor dann doch auf Harmonie gepolt ist. Dabei werden Songs wie "I was wrong", "Slow six" oder "Prom song" von allgegenwärtiger Melancholie überzogen, ohne dabei jedoch bedrückt zu klingen. Manch einer wird an Weezers "Pinkerton" und Artverwandtes denken. Zwischendurch schmeißen die Jungspunde mit "Needles and pins" noch eine schunkelnde Prise Aloha in die Runde, bevor die wohltuende halbe Stunde auch schon wieder vorbei ist. Ein starkes Stück.(Quelle: Plattentests)
Tracklist:
1. Demon Dance |
2. Gravity |
3. Weird Shapes |
4. I Was Strong |
5. Squeezing Blood |
6. Say Yes To Me |
7. Blair Witch |
8. Needles and Pins |
9. Slow Six |
10. Prom Song |
Clip:
Demon Dance
Kommentare
Kommentar veröffentlichen