Tom Petty & the Heartbreakers - Hypnotic Eye
"Anything that's Rock'n'Roll is fine": Mit diesem Schlachtruf machten sich Tom Petty & The Heartbreakers 1976 auf, um die Musikwelt zu erobern. Und nicht nur besagter Titel, sondern auch das Bandlogo, das damals auf dem selbstbetitelten Debüt prangte (und das Petty bis heute in immer wieder abgewandelter Form verwendet), gab die musikalische Marschrichtung vor: Es ist ein Herz, das von einer Gibson-E-Gitarre, der berühmten Flying V, gekreuzt wird. Denn Pettys erste Liebe war der Rock'n'Roll, er ist der klassischer Freiheitsromantiker, einer, den dem amerikanischen Traum immer wieder neues Leben einhaucht. So auch mit "Hypnotic Eye".
"Ich wusste, dass ich ein Rock'n'Roll-Album aufnehmen wollte", erklärte Petty gegenüber dem "Rolling Stone" die besondere Prämisse von "Hypnotic Eye", "Denn das haben wir schon eine ganze Weile nicht mehr gemacht." Auch wenn man zunächst zögern mag, letzteres Statement zu unterschreiben, ganz Unrecht hat der 63-Jährige mit seiner (Selbst-)Analyse nicht. Der Vorgänger "Mojo" (2010) etwa tauchte tief in die amerikanische Musikgeschichte, in Blues, Southern-Rock und Gospel, ein. Wer noch weiter in Pettys Diskografie zurückgeht, findet Soundtracks ("She's The One", 1996), Songwriter-Meisterwerke ("Wildflowers", 1994) und Südstaaten-Hymnen ("Southern Accents", 1985). Und natürlich immer wieder radiofreundliche Hits wie "I Won't Back Down", "Learning To Fly" oder "Into The Great Wide Open". Auf der Suche nach einem astreinen Rock'n'Roll-Album landet man dann tatsächlich wieder bei seinen Werken aus den 70er-Jahren.
Natürlich knüpft sein neues Album nur bedingt an diese frühe Sturm- und Drang-Phase an, Petty ist schließlich keine 26 mehr. Gleiches gilt für die Heartbreakers, die - ähnlich wie auf "Mojo" - immer wieder mit großer Liebe zu erdigen, ausgefuchsten Roots-Sounds aufspielen. "Hypnotic Eye" ist dementsprechend altersweiser Rock - meist ohne ungestümen, leichtfüßigen Roll. Daran ändert auch Gitarrist Mike Campbell nichts, der bei - vergleichsweise - nach vorne preschenden Songs wie "Faultlines" oder "Forgotten Man" feine, flinke Soli einstreut.
Doch wo sich auf dem Vorgänger der bluesige Bandsound manchmal arg tonnenschwer über die Songs legte, zeigt der Frontmann auf "Hypnotic Eye" wieder vermehrt sein Talent als großer Melodienschmied: Die knarzigen Riffs, mit denen etwa "American Dream Plan B" beginnt, kontert Petty mit einem für ihn klassischen, an den Byrds geschulten, eingängigen Refrain. Auf ähnliche Weise funktionieren auch "Red River" und "All You Can Carry".
Ist "Hypnotic Eye" also eher alles andere als Rock'n'Roll? Nein. Denn Pettys stets aufrechte Haltung schlägt nicht in selbstgerechten Zynismus (wie einst auf dem kulturpessimistischen "The Last DJ", 2002) um. Er erlaubt sich zwar einige Sentimentalitäten, feiert er aber doch vor allem die Poesie von immer noch großen Träumen, den Wunsch des Alles-hinter-sich-Lassens und Romantik zweisamer Vollmondnächte. Mehr Rock'n'Roll geht nicht (mehr). (Quelle: Web.de)
Tracklist:
1. American Dream Plan B (02:59)
2. Fault Lines (04:27)
3. Red River (03:59)
4. Full Grown Boy (03:26)
5. All You Can Carry (04:34)
6. Power Drunk (04:39)
7. Forgotten Man (02:48)
8. Sins of My Youth (03:49)
9. U Get Me High (04:11)
10. Burnt Out Town (03:04)
11. Shadow People (06:43)
Clip:
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