Electric Six - Human Zoo

 

Oha, Electric Six haben endgültig den Funk entdeckt. Nicht dass die Detroiter Disco-Rocker auf ihrem elften Album die Gitarren eingemottet hätten, aber Sänger Dick Valentine groovt sich besonders in der ersten Hälfte durch funky Basslines und Achtel-Rhythmen. Bei "It's horseshit!" stellen sich die Röhrenhosen fast von selbst zur Schlaghose auf, und die Brustbehaarung sprießt von alleine. Gleich das folgende "Alone with your body" könnte als veritables Tom-Jones-Cover durchgehen. Das erinnert natürlich an die guten alten Zeiten, als Valentine im Video zum Queen-Cover "Radio gaga" als Freddie Mercury auf dessen Grab tanzte.
Ihr vermisst da bei all dem Glitzer und Blingblang das Testosteron? Den Schweiß von "Mustang"? Dann erinnert Euch an das Versprechen vom Anfang, dass die Gitarren nicht versteckt wurden. Es wird in der zweiten Hälfte des Albums eingelöst. Der Übergang vom Östrogen zum Testosteron ist wie in der Natur fließend: Bei "(Who the hell just) Call my phone?" legt Dick erst seinen Bariton ein paar Oktaven tiefer. Bei "I need a restaurant" klingt er dann sehr fordernd und das Schlagzeug zusammen mit den nun endlich krachenden Gitarren unterstützen die Forderung. Auch bei "Good view of the violence" sind die Saiteninstrumente wieder präsent und uptempo. Genau wie der Chor im Refrain. Der Chor? Ja genau, der Chor. Noch so ein Zugeständnis an den Funk. Und an dieser Stelle muss man gestehen: Mit dem reinen, dem echten Testosteron wird es auf "Human zoo" nichts mehr.
Immer wieder blitzt der Discobeat durch und lockt die Tanzfläche. Wenn Ihr Leder wollt, müsst Ihr dieses Mal wohl zu Turbonegro gehen. So sieht's aus. "Human zoo" orientiert sich eher an "Eye contact" von "Heartbeats and brainwaves" als an "Pulling the plug on the party" von "Switzerland". "Human zoo" greift auch nicht so offensiv in die Effektekiste wie "I shall exterminate everything around me that restricts me from being the master". Und Electric Six sehen gut dabei aus. Sie liefern ein wunderbar energiegeladenes – nicht brachiales – Album ab, mit dem sie ein bisschen an Discoklassiker wie "Danger! High voltage" oder "Gay bar" anknüpfen können. Vor allem "Gun rights" hat sicher das Potenzial dazu: ein ungemein tanzbarer Stinkefinger in Richtung National Riffle Association. Everybody dance now! (Quelle: plattentests.de)

Tracklist:
01 – Karate Lips
02 – It’s Horseshit!
03 – Alone With Your Body
04 – Satanic Wheels
05 – Gun Rights
06 – I’ve Seen Rio In Flames
07 – (Who The Hell Just) Call My Phone
08 – I Need A Restaurant
09 – Worst Movie Ever
10 – I’m The Devil
11 – Good View Of The Violence
12 – The Afterlife

Clip:
(Who The Hell Just) Call My Phone

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