Joss Stone - Water for Your Soul
Ob Joss Stone eine gute oder eine schlechte Platte macht, ist in vielerlei Hinsicht völlig egal. Man könnte sie so oder so um drei Uhr nachts aufwecken und sie sähe bezaubernd aus. Und jedes Mal, wenn sie lächelnd und barfuß eine Bühne betritt, strahlt ihre Stimme Kraft und Einfühlungsvermögen aus, Flauschigkeit und Verführung, Spaß und einen winzigen Prozentsatz an gesundem Diventum. Das hat sich in der inzwischen zwölf Jahre dauernden Karriere der Joscelyn Eve Stoker etabliert. Zwar fehlt der Vita der Soul-Sängerin das alles überstrahlende Album, Joss Stone kümmert das aber herzlich wenig. Sie lässt sich treiben von musikalischen Kooperationen und vitalisiert ihr freigeistiges Wesen noch mehr, seit sie auf ihrem eigenen Label veröffentlicht.
Dieses Mal hatte Stone eben keinen Bock mehr auf den eng mit ihr verknüpften, rückwärtsgewandten Soul. Zumal die 28-Jährige, wie sie selbst in einem Interview erzählte, mit Soul eher das Gefühl verbindet und weniger ein Genre. Folgerichtig darf dieser auch in jeder stilistischen Ausprägung zu finden sein. Auch in Reggae, Dub und Patois, welche den Vibe auf "Water foryour soul" prägen. Wer zunächst denkt, das passt ja so gut wie eine Koi-Karpfenzucht im Hallenbad, sieht sich getäuscht. Mit Bob-Marley-Sohn Damien knüpfte sie bereits Kontakte bei der bestenfalls peripher erfolgreichen Supergroup SuperHeavy. Er habe sie ermutigt, den Weg zu gehen, erklärte Stone. Weshalb das aus SuperHeavy-Zeiten stammende, jamaikanische Hüftschwenker-Stück "Love me" in das Album einführt und sie sich auch für "Wake up" zusammengefunden haben. Dieses Stück kommt angenehm ungeschliffen daher und versucht sich an einer Art "Homecoming"-HipHop-Piano.
In der Tat ist das ein Weckruf, das Eingrooven nun endgültig vorbei und auch der Neid auf Stones Freund etwas verflogen, der sich im schwülen Soul-Schatten von "This ain't love" zwar viel anhören muss, letztlich aber immer noch an ihrer Seite weilen darf. Die schon vorhandenen Jam-Tendenzen potenzieren sich in "Way oh". Stone fühlt sich spürbar pudelwohl, klebt ganz eng am Rhythmus, taucht stimmlich in selten gehörte Tiefen ab und verweist textlich auf den "Buffalo soldier". Gemeinsam mit Produzent Nitin Sawhney erweitert sie das Klangbild. Für "Underworld" übt sich die Sängerin zu Gitarre in Sprechgesang, was mitnichten peinlich gerät, "Stuck on you" lotst sie mit der Sarod in indische Gefilde und "Harry's symphony" eint gekonnt drei Samples.
"Water for your soul" offenbart allerdings auch einige Längen. Der Santana-Outlet-Store hinterließ "Let me breathe" eine Spanish Guitar. Der Track ist schon längst auserzählt, da ist noch nicht mal die Hälfte des Songs passé. Der ansteckende Bassline-Groove von "Star" versiegt beim abgehalfterten Kinderchor-Einsatz und ob es ein Loblied auf Marihuana braucht, das wenig verklausuliert "Sensimila" getauft ist, sollen Helge Schneider und Marsimoto besser mal am Kniffeltisch ausdiskutieren. Zumal es in Verbindung mit Reggae schon sehr stereotyp ist, musikalisch aber – nicht nur wegen der exotischen Flöte – gar nicht mal so verkehrt. Und es soll den Eindruck der tollen zweiten Hälfte von "Water for your soul" nicht schmälern, die ihren Abschluss in der Zusammenarbeit mit Dub-Altmeister Dennis Bovell und einem vor Charme und Spaß strotzenden Video zu "The answer" führt. Alle geölten Hüftgelenke bitte jetzt vortreten.(Quelle: Plattentests)
Tracklist:
- Love me
- This ain't love
- Stuck on you
- Star
- Let me breathe
- Cut the line
- Wake up
- Way oh
- Underworld
- Molly town
- Sensimilia
- Harry's symphony
- Clean water
- The answer
Clip:
The answer
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