Night Beds – Ivywild


So viel Mut zur Konsequenz und thematischen Hingabe muss trotz Schwächen in der Ausführung zweifellos positiv anerkannt werden.
Wenn Winston Yellen, der Musiker hinter dem Projekt “Night Beds”, im Pressetext sein Album als eine Kompilation von traurigen Sex-Jams beschreibt, dann kann dies als ausgesprochen plakativ missverstanden werden. Was Yellen meint und was er letztendlich auch mit dem fertigen Werk umsetzt, ist seine musikalische Ergründung von Lust und Nähe. Er geht der Frage nach, was passiert, wenn man diese beiden Dinge mit einer Person erlebt, die einem seelischen Schmerz zufügt. Das ist dunkler Stoff und der Sänger geht äußerst offen mit der Tatsache um, dass er mit „Ivywild“ eine äußerst traumatische Trennung verarbeitet hat.
Yellens Lyrics sind dann auch ziemlich drastisch. Die zum Scheitern verurteilte Liebe wird erzählt als selbstzerstörerischer Trip, der einen gnadenlosen Tribut fordert. Er weitet dieses Thema auf theatralische Weise auf. Subtilität ist in vielen der Songs ein Fremdwort, was aber gut funktioniert, da es zum Gesamtkonzept gehört. Der Sänger möchte seine Gefühle und Erfahrungen spürbar machen, in aller Drastik und Schonungslosigkeit.
Ein leichter Hörgenuss ist das dadurch ganz bestimmt nicht. Aber ein ungeheuer interessanter und faszinierender. Allerdings gibt es ein Problem: die Länge der LP. 65 Minuten walzt Yellen sein Thema aus, als würde er damit nochmal die cineastische Größe seiner Musik unterstreichen wollen. Dies hat allerdings einen umgekehrten Effekt. Es entsteht zur Mitte der CD ein Sättigungsgefühl. Das bedeutet nicht, dass die Songs qualitativ abfallen. Es ist nur so dass der Hörer bei all dem Schmerz und der Bitterkeit, die ihm auf „Ivywild“ präsentiert wird, einfach irgendwann genug hat. Weniger wäre hier mehr gewesen.
Selbst wenn es am Ende also wegen Überambition nicht für den makellosen Hörgenuss reicht, ist „Ivywild“ trotzdem empfehlenswert. So viel Mut zur Konsequenz und thematischen Hingabe muss trotz Schwächen in der Ausführung zweifellos positiv anerkannt werden.(Quelle: CD-Starts)


Tracklist:
01 – Finished
02 – Corner
03 – Me Liquor and God
04 – Seratonin
05 – Tide Teeth
06 – Sway(ve)
07 – [9-6] slack-jaw
08 – Eve A.
09 – On High
10 – Melrose
11 – Lay Your Hands
12 – All in Good Time (I Get You Wrong Interlude)
13 – Moon Sugar
14 – Love Streams
15 – I Give It
16 – Stand on My Throat

Clip:
Corner

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