Half Moon Run – Sun Leads Me On
Ich kann mich noch ganz genau erinnern: Als ich »Dark Eyes« im Oktober 2013 das erste Mal hörte, saß ich mit brechendem Herzen auf dem Sofa meiner besten Freundin. So ungestüm und jäh mir die Welt damals eine Ohrfeige mitgegeben hatte, so berauschend wirkten die ersten Takte des Openers »Full Circle« auf mich. So frisch wie ein Stück Zitronenkuchen, so warm wie aufgebrühter Kaffee, perlend, unaufhaltsam, durchdringend. Das Debüt von Half Moon Run war so stimmig wie lange kein Album vorher und wurde trotzdem von der Kritik unterschätzt. Ohne wirbelnden medialen Rückenwind drang es nur langsam und bis zuletzt zurückhaltend in die Szene vor. The Guardian schrieb damals, das Quartett aus Montreal würde zu einem Drittel Fleet Foxes und zu zwei Dritteln Arcade Fire vereinen. Das stimmte. »Sun Leads Me On«, geschrieben und aufgenommen in der kalifornischen Sonne, erreicht keinesfalls die vielschichtige Klasse des Vorgängers. Zwar präsentieren sich Tracks wie das malerische »I Can’t Figure Out What’s Going On« und das an Foals erinnernde »Trust« in gewohnter Half-Moon-Run-Manier; dass sich das Quartett mit diesem Album neu definieren wollte, hört man ihm dennoch an. Downtempo-Beats und tanzbare Synthies wabern an den falschen Stellen (»Warm Regards«), fragile Gitarrenriffs wirken oft suboptimal platziert. Hätten sich doch nur ein paar mehr Perlen wie die wundervolle Piano-Nummer »Throes« dazwischengedrängelt! Sie würden dem Album seine unbestimmte Sterilität nehmen und Half Moon Run in altem Glanz erstrahlen lassen. (Quelle: Intro)
Tracklist:
01 – Warmest Regards
02 – I Can’t Figure Out What’s Going On
03 – Consider Yourself
04 – Hands in the Garden
05 – Turn Your Love
06 – Narrow Margins
07 – Sun Leads Me On
08 – It Works Itself Out
09 – Everybody Wants
10 – Throes
11 – Devil May Care
12 – The Debt
13 – Trust
Clip:
Hands in the garden
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