Oceansize - Self Preserved While The Bodies Float Up


Kompakt und doch nicht Mainstream - Oceansize zielen mit ihrem Viertling auf Fans der ersten Stunde und damit auch potentielle neue. Nach ihrem allseits gefeierten Debüt „Effloresce“ (2003), dessen würdigen Nachfolger „Everyone Into Position“ (2005) und dem durchwachsenen „Frames“ (2007), konnte man gespannt sein, ob es Oceansize auf Album Nummer vier schaffen würden, zu ihren alten Stärken zurück zu finden. Die bestanden vornehmlich darin, durch unkonventionell strukturierte Songs eine musikalische Spannung zu erzeugen, die auch über Albumlänge nicht abfällt. Und tatsächlich geben sich die britischen Prog-Rocker auf „Self Preserved While The Bodies Float Up“ keine Blöße. Dabei steht der Band auch ihre neue Kompaktheit gut zu Gesicht. Lediglich drei Songs auf diesem Album habe eine Länge von mehr als fünf Minuten. Doch keine Angst: Oceansize sind nachwievor weit davon entfernt, eine Radioband zu sein.
„You can call me pragmatic“ singt Frontmann Mike Vennart in „Superimposter“, dem letzten Song auf „Self Preserved While The Bodies Float Up“ und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Oceansize versuchen auf diesem Album nämlich nicht, möglichst abgedreht und chaotisch zu klingen, wie sie es noch auf dem Vorgänger „Frames“ taten, sondern lenken den eigenen Tatendrang in etwas gemäßigtere Bahnen. Heraus gekommen ist das bisher kürzeste Oceansize-Werk, aber auch eines, das kaum schwache Momente aufweist. Den Auftakt bildet das doomige „Part Cardiac“, das sich über vier Minuten hinweg schleppt und einen düsteren aber gelungenen Opener abgibt. Ein typischer Oceansize-Song ist das anschließende „Superimposer“. Melodiös und heavy gleichermaßen, so wie man die Jungs aus Manchester eben kennt. Das Zusammenspiel der Gitarren mit dem Gesang von Mike Vennart erinnert auffällig an „Effloresce“-Zeiten. „Build Us A Rocket Then...“ lebt dann von der großartigen Arbeit der Rhythmus-Sektion. Drummer Mark Heron trommelt, als gäbe es kein Morgen mehr. Auch Bassist Steven Hodson lässt sich nicht zweimal bitten und treibt mit seinem virtuosen Bassspiel den Song nach vorne, der nichts von üblichen Strophe-Bridge-Chorus-Schemata hält. Vielmehr fügen sich verschiedene Parts nahtlos zu einem abwechslungsreichen Ganzen zusammen. Mike Vennart klingt zwischendurch sogar verdächtig nach Chris Cornell, was angesichts der stimmlichen Qualitäten des Soundgarden-Frontmanns aber als Komliment zu verstehen ist. „Oscar Acceptance Speech“ drosselt dagegen das Tempo immer mehr und endet als traurig-schöner Ambient-Tune aus Piano und Violine, der auch von Sigur Rós stammen könnte.
Generell hätte es nahezu jeder Song auf „Self Preserved While The Bodies Float Up“ verdient, einzeln hervorgehoben zu werden. Abgesehen vielleicht von den etwas faden „Ransoms“ und „A Penny's Weight“. „It's My Tail And I'll Chaise It If I Want To“ klingt, als hätte jemand eine gemeinsame Jam-Session von Trail Of Dead und At The Drive-In aufgenommen. In sportlichen 3:36 bläst einen der Song geradezu weg, während das darauf folgende „Pine“ wieder ruhigere Töne anschlägt und mit seinen tollen Gitarrenharmonien auch auf der letzten Aereogramme-Platte funktioniert hätte. Oceansize dürften mit Album Nummer vier vor allem Fans ihrer ersten beiden Longplayer ansprechen. Die Briten klingen nämlich weniger sperrig als noch auf dem Vorgänger „Frames“, der ja auch nicht von allen Seiten mit Wohlwollen entgegengenommen wurde, dafür aber gewohnt dynamisch. Vor allem aber ist „Self Preserved While The Bodies Float Up“ aufgrund seiner Kompaktheit auch das perfekte Einstiegswerk für alle, die sich bisher nicht mit dem Quartett aus Manchester befasst haben. Es sei ihnen nahegelegt, dies schnellstmöglich zu ändern.

Tracklist:
1. Part Cardiac
2. Superimposer
3. Build us a rocket then
4. Oscar acceptance speech
5. Ransoms
6. A penny's weight
7. Silent / Transparent
8. It's my tail and I'll chase it if I want to
9. Pine
10. Superimposter
 
Clip:
Silent/Transparent

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