Amadou & Mariam - Folila

Paul Simon bezog damals ordentlich Prügel. Als er 1987 sein Erfolgsalbum 'Graceland' gemeinsam mit südafrikanischen Musikern einspielte, mit ihnen gar im Apartheids-Staat auftrat, warfen ihm Kritiker sowohl vor, den kulturellen Boykott zu hintergehen als auch auf bloße Geschäftemacherei aus zu sein. Und bis heute hat es einen etwas komischen Beigeschmack, wenn sich westliche Pop- und Rockstars mit afrikanischen Musikern schmücken, um ihre Weltläufigkeit zu demonstrieren.

Dabei geht es auch anders - und andersherum: Amadou & Mariam, das blinde Pärchen aus Mali, lud für sein neues Album 'Folila' zahlreiche Gäste aus der ersten Welt ein, um auf Augenhöhe gemeinsam zu musizieren.
Wer ist hier der größere Star? Wer profitiert hier von wem? Es spielt eigentlich keine Rolle. Dabei müssen Amadou und Mariam zu niemandem ehrfürchtig aufsehen. In ihrer westafrikanischen Heimat sind die beiden blinden Musiker seit den 80er-Jahren absolute Legenden. Aber auch jenseits von Länder- und Stilgrenzen sind Amadou Bagayoko und Mariam Doumbia hochgeschätzte Kollegen: Sie arbeiteten bereits mit Weltmusik-Weltenbummler Manu Chao, Blur-Frontmann und Afrika-Fan Damon Albarn oder BluFunk-Legende Keziah Jones zusammen. Seinen hierzulande wohl bekanntesten Auftritt hatte das Duo aber wohl an der Seite von Herbert Grönemeyer, mit dem sie 2006 gemeinsam die WM-Hymne 'Zeit, dass sich was dreht' einspielten.
Bei aller Weltoffenheit: Amadou und Mariam stehen mit beiden Füßen fest auf ihren Wurzeln, sind aber keine bedingungslosen Traditionalisten. Das Rückgrat ihrer Songs bilden auf 'Folila' stets die Blues-Gitarre von Bagayoko und die mit Afrikanern besetzte Backing-Band (Bass, Keyboards, Perkussion und afrikanischen Instrumenten). Darauf dürfen dann die - dieses Mal besonders zahlreichen - Gäste (Ex-Noir-Desir-Sänger Bertrand Cantat, die New Yorker Klangtüftler TV On The Radio) ihre zusätzlichen Muskeln zeigen lassen, ohne die Songs an sich zu reißen.
Etwa bei 'Dougou Badia' lässt sich dann feststellen, dass der stakkatoartige Gesang von Mariam bestens mit den hymnischen Sprechgesängen von Santigold harmoniert, dass sich die verzerrten Gitarrensounds von Nick Zinner (Yeah Yeah Yeahs) perfekt in den Klangkörper fügen. Auch ein Orgel-Funk wie 'Metemya' wäre ohne den Falsettgesang von Jake Shears sicher überlebensfähig, der Scissor-Sisters-Frontmann hebt den Song dennoch in neue (Disco-)Höhen. Und nur wenn in 'C'est pas facile pour les aigles' die Gitarren auf fröhliche Highlife-Sounds gestimmt werden, sind die Raps von Ebony Bones allerdings tatsächlich nur schmückendes Beiwerk. Macht aber nichts: So können Amadou & Mariam einmal mehr beweisen, dass sie auf die vermeintliche musikalische Entwicklungshilfe nicht angewiesen sind. Und dass eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe sowohl allen Beteiligten wie auch Hörern großen Spaß bereiten kann. (Quelle: Monstersandcritics)

Tracklist:
01 – Dougou badia (feat. santigold)
02 – Wily Kataso (feat. Tunde & Kyp of TV On The Radio)
03 – Oh Amadou (feat. Bertrand Cantat)
04 – Metemya (feat. Jake Shears of Scissor Sisters)
05 – Africa Mon Afrique (feat. Bertrand Cantat)
06 – C’est Pas Facile Pour Les Aigles (feat. Ebony Bones)
07 – Wari (Feat. Amp Fidler)
08 – Sans Toi
09 – Mogo (feat. Bertrand Cantat)
10 – Another Way (Feat. Bertrand Cantat)
11 – Bagnale (feat. Abdallah Oumbadougou)
12 – Nebe Miri (feat. Theophilus London)
13 – cherie

Clip:
Amadou & Mariam - Wily Kataso

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