Vanessa Paradis - Love songs


Rätselhaft, diese Franzosen. Haben einen Präsidenten, der wie ein Herbergsvater aussieht, keine Spur von Rock ’n’ Roll und Leichtigkeit – doch gerade jetzt startet das Land eine Pop-Offensive: Carla Bruni, Zaz, Vanessa Paradis, die Damen veröffentlichen ihre Alben nahezu im Wochentakt. Hinzu kommen die ominösen Daft Punk, auch sie Franzosen, verschanzt hinter Helmen und einer fremden Sprache – ja, Englisch ist für einen Franzosen wirklich eine sehr vertrackte Sache, wie man am Akzent erkennt. Dennoch stehen Daft Punk derzeit auf Platz eins der deutschen Albumcharts.
Am charmantesten aber, am interessantesten und letztlich auch am vielfältigsten gibt sich das neue Doppel-Album von Vanessa Paradis, die häufig wirkt wie eine Fantasie von Serge Gainsbourg. Denn so viel Kindchenschema, derart große Augen und eine so glockenhelle Stimme, wie sie Vanessa Paradis mitbringt, sind außerhalb des Kinderfernsehens eigentlich obszön. Diesen Trumpf hat sie ausgespielt in „Joe le Taxi“, ihrer Single aus dem Jahre 1987. Damals war sie 15, heute ist sie 40 Jahre alt. Im Grunde eine Lebensphase, in der Französinnen ins schwere Fach wechseln. „Love Songs“, die neue Platte von Paradis, aber klingt so souverän und alterslos, frisch und doch nicht unreif, sie klingt durchgehend neugierig, ohne dass dieser blumige Begriff eine künstlerische Leere beschönigen muss. „Love Songs“ heißt das Album – wie die lässige, elektronisch flirrende Single.
„C’est quoi“ atmet pure Sentimentalität, überhaupt sind die Balladen ihre Stärke, wie „Prends garde à moi“ intensiv belegt. Nein, es ist keine Ballade mehr, sondern reine Bardot oder Jane Birkin. Vanessa Paradis findet den Ton dieser französischen Ikonen, ohne ihn zu imitieren. Es ist das warme, weibliche, schmachtende Gefühl, das sommers an der Côte d’Azur blüht, fernab vom fiebernden Paris, das Paradis hier pflegt – jeder Frau steht es offen, dieses Gefühl, doch nur Bardot, Birkin und nun die Paradis bringen es so präzise auf den Punkt. Es ist das alte Lied der Kindfrau, die nicht weiß, welche Männer ihr guttun.
Mit Carl Barât singt sie das Stück „The Dark, It Comes“. Stimmlich liegen sie auseinander wie Nick Cave und Kylie Minogue in ihrem „Where The Wild Roses Grow“. Doch Paradis und Barât zielen nicht auf Kitsch, brauchen keine Ironie, um ihre Gegensätze zur prächtigen Moritat zu bündeln.
Selbst den Glamrock beherrscht Frau Paradis. „Mi Amor“ bekämen T. Rex und Muse nicht besser hin. Die Frage bleibt, wie sie das macht. Sie hat ein kleines schmutziges Geheimnis, wie so viele interessante Frauen: Benjamin Biolay hat ihr viele Songs geschrieben – Biolay, böser, hochbegabter Junge des neuen Chansons in Frankreich. Er hat sich ins Zeug gelegt für Fräulein Paradis, die seit Monaten von Johnny Depp getrennt lebt. Biolay ist einer, der ihr guttut. Ihr neues Album funkelt.(Quelle: Märkische Allgemeine)

Tracklist:
CD1:
01. L’Au-delà 3:21
02. Love Song 3:31
03. C’est quoi ? 3:11
04. Les espaces et les sentiments 3:07
05. Prends garde à moi 4:04
06. Tu pars comme on revient 2:55
07. The Dark, It Comes (avec Carl Barât) 4:00
08. Rocking-Chair 4:20
09. Station Quatre septembre 3:29
10.. Tu vois c’que j’vois 3:13

CD2:
01. La crème 2:42
02. Le rempart 3:11
03. Mi amor 3:07
04. New Year 3:07
05. Tu si na cosa grande 2:50
06. Sombreros 4:23
07. Être celle 3:38
08. Doorway 2:58
09. La Chanson des vieux cons 4:44
10. Les roses roses (avec Benjamin Biolay) 3:51
11. Plus d'amour* 3:54
12. Encore* 3:40

Clip:

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