Keith Richards - Crosseyed Heart


"Crosseyed Heart" eröffnet das Album, ein rostiger alter Blues. Da hört man das Knacken in den Fingergelenken des Gitarristen, den Schmerz, sich zwischen zwei Frauen entscheiden zu müssen – "I love my sugar, but i love my honey too". Da klopft Robert Johnson an seinen Sargdeckel, um Keith Richards noch ein paar gut abgehangene Gitarrenriffs anzubieten, die er dem Teufel an der Kreuzung abgetauscht hat – und der nimmt sie gerne.Und so schließt sich der Kreis, denn von Chuck Berry ist Richards seit den frühen Stones-Tagen bekennender Fan. Überhaupt ist "Crosseyed Heart" für den Musiker wie eine Reise zu sich selbst, so etwas wie die musikalische Fortsetzung seiner Autobiographie "Life" aus dem Jahr 2010. Mit "Crosseyed Heart" schaut er äußerst gelassen auf sein Leben zurück. Gelassen schon – gleichgültig jedoch in keiner Sekunde des Albums.
"Love Overdue", ein Song aus der Feder von Georg Issack, ist Richards Verbeugung vor seiner langjährigen Wahlheimat Jamaika und dem Reggae – leicht, federnd, lässig. Aber es rockt auch auf dem dritten Soloalbum des Musikers, der seit 53 Jahren ein Rolling Stone ist. "Heartstopper" zum Beispiel ist ein Song, der auch auf jeder Stones-Platte eine gute Figur gemacht hätte.
23 Jahre hat es gedauert, bis Richards Zeit und Inspiration fand, um ein neues Album aufzunehmen. Das liegt auch an seiner Art, seine Songs zu schreiben, die wohl eher spiritueller Natur ist:So philosophiert Richards über seine Art des transzendenten Songwritings. Und die beschert dem Album einige echte Perlen: Wie seine Interpretation der morphiumschwangeren Folkblues-Ballade "Goodnight Irene", das knochentrockene "Trouble" (das auf den Everly-Brothers-Song "Poor Jane" zurückgeht), den tiefblau getränkten Memphis Soul in "Lovers Plea" oder eben "Illusion", das Duett mit Norah Jones, ein leicht schräger, jazziger Bar-Piano-Song, mit wohldosierten Bluenotes – so cool, dass es einem fast das Herz zereißt.
Und was bleibt? "Crosseyed Heart" erfindet nichts neu, aber warum sollte es auch. Es ist gut, wie es ist. Es ist wie Richards: Konservierter Stil auf hohem Niveau, brillierende Coolness, gereiftes Leben. Alles in allem ist es einfach ein gutes Keith Richards-Album, und vermutlich sollte es auch nie mehr sein.(Quelle: MDR)

Tracklist:
01 – Crosseyed Heart
02 – Heartstopper
03 – Amnesia
04 – Robbed Blind
05 – Trouble
06 – Love Overdue
07 – Nothing On Me
08 – Suspicious
09 – Blues In The Morning
10 – Something For Nothing
11 – Illusion (feat. Jones, Norah)
12 – Just A Gift
13 – Goodnight Irene
14 – Substantial Damage
15 – Lover’s Plea
16 – Love Overdue (feat. Perry, Lee Scratch)

Clip:
Crosseyed Heart (Full Album Player)

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