The Go Team - Semicircle
The Go! Team waren ja schon immer eher ein Trupp voller Knallköpfe: Ihr energiegeladener Quatsch-Pop sprudelte und brodelte stets vor Melodieseligkeit und Einfallsreichtum über, teilweise überschritt die Band aus Brighton aber auch bewusst die Schmerzgrenzen. Für "Semicircle", die mittlerweile fünfte Platte, geht das Sextett wieder mal dorthin, wo es brennt. Also: Ab in die Schule! Die zwölf neuen Stücke lassen den Sound und Stil von Schul-Bigbands hochleben. Hierfür haben The Go! Team unter anderem mit dem Detroit Youth Choir zusammengearbeitet, Pauken und Trompeten rangekarrt und mit jeder Menge Spaß an der Freude einfach mal drauflos gespielt. Das hört man der ganzen kunterbunten Chose letztlich auch an.
Entsprechend energiegeladen beginnt der Ulk: "Mayday" sendet Morse-Signale aus einem Pappmaché-Raumschiff, flirtet mit indischen Einflüssen und dreht sich bei alledem so lange um die eigene Achse, bis allen Beteiligten schwindelig ist. Das folgende "Chain link fence" überzeugt mit harmonischen Beats, quirligen Samples und seiner positiven Grundstimmung. Denn in dieser einen Sache bleiben sich The Go! Team absolut treu: Ihre Musik ist ein Quell immerguter Laune. So klingt sie, die Musik, zu der man selbst im Winter gerne durch den grauen Park joggt. Songs, die aus jedem elenden Frühjahrsputz einen glückstrunkenen Tanz mit Wischmob und Eimer machen, weil man gar nicht anders kann, als fidel feudelnd loszuzappeln.
Der grandiose Quasi-Titeltrack "Semicircle song" bringt dann das Bigband-Konzept auf den Punkt: Die Bläsersektion pustet die Bäckchen auf, während sich die Triangel- und Glockenspieler sämtliche Finger hornhäutig schlagen. Viel mehr kurzweiliger Pop geht wohl kaum in drei Minuten. Unterbrochen und aufgelockert wird der muntere Songreigen immer wieder von vergnüglichen Interludes wie "Chico's radical decade": Zeit zum Durchpusten, bis die nächste atemlose Songrakete die trübe Wolkendecke durchbricht. "All the way live" erinnert beispielsweise an halbernste Actionfilme der Siebzigerjahre, inklusive halsbrecherischer Stunts und lustiger Kostüme. Was braucht man überhaupt mehr?
Dass nicht jede Nummer gleichermaßen steil geht, sei The Go! Team verziehen: Solange sie einem mit einer Uptempo-Nummer wie "She's got guns" direkt wieder Feuer unterm Hintern machen, ist ohnehin alles im grünen Bereich. Die hohe Schlagzahl sorgt dann letztendlich eh dafür, dass man "Semicircle" als die wohl beste Veröffentlichung der Briten seit dem 2007er-Album "Proof of youth" bezeichnen kann: Ein herrlich unterhaltsamer Trip in eine Welt, in der Bigband-Sounds, HipHop, fernöstliche Einflüsse, Rock, Pop, Funk und unbekümmerte Schnapsideen friedlich koexistieren können. Und keine Kompromisse eingehen müssen, weil jeder Stil zum Tragen kommt: eine kleine Utopie in zwölf Kapiteln.(Quelle: Plattentests)
Tracklist:
01. Mayday 03:57
02. Chain Link Fence
03. Semicircle Song 03:29
04. Hey!
05. The Answer's No - Now What’s the Question?
06. Chico’s Radical Decade
07. All the Way Live 03:33
08. If There’s One Thing You Should Know
09. Tangerine / Satsuma / Clementine
10. She’s Got Guns
11. Plans are Like a Dream U Organise
12. Getting Back Up
Clip:
Semicircle Song
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