Teenage Fanclub - Shadows

Fünf Jahre nach dem halbgaren "Man-Made" besinnen sich Teenage Fanclub auf alte Stärken und gerieren sich als elder statesmen des Indie-Rock. Zugegeben: Teenage Fanclub waren schon in der maskulin durchorganisierten Alternative-Grunge-Indie-Welt der Neunziger nicht richtig durchsetzungsfähig. Das wird vor allem deutlich, wenn man die Großraumdisko-Einsatzzeiten all jener Hits zusammenrechnet, die auf dem legendären "Judgement Night"-Soundtrack von 1993 versammelt sind. Auch wenn sich in der Zwischenzeit herausgestellt hat, dass "Fallin'" - die Zusammenarbeit des Fanclubs mit De La Soul - das Substanziellste war, was dieses Panoptikum des Crossover zu bieten hatte, war damals die Kombination Biohazard/Onyx der Dauerbrenner beim prähistorischen Flatrate-Saufen. Zu unserem Glück hat der Prollo-Crossover die Neunziger nur mit schweren Verlusten überlebt, während die Indie-Bands jener goldenen Ära aufrechte Spätwerke abliefern.

Mit "Shadows" ist Teenage Fanclub ein solches geglückt. Während ihr 2005er-Output "Man-Made" im Nachhinein eher schwach im Gehörgang rauscht, hat sich die mit gleich drei begnadeten Songwritern gesegnete Band auf die Stärken besonnen, die "Bandwagonesque" oder "Thirteen" zu jenen grandiosen Sonntag-Nachmittag-Alben gemacht haben, die sie sind. Auch die zwölf aktuellen Songs qualifizieren die schottischen Vorzeigenerds als große alte Männer des Power-Pop. Sie beweisen ein ähnlich ausgeprägtes Gespür für Melodieführung wie die Byrds und sind nach wie vor die musikalische Antithese zur Ellenbogengesellschaft. Wer eine Blaupause für das nächste Indie-Album sucht, wird hier fündig. Wer immer noch fragt, wer im Melodienland regiert, trifft hier die royale Troika. Trotzdem ist auch "Shadows", wie eigentlich jedes Teenage Fanclub-Album, von jenem pathologischen Understatement und der höflichen Zurückhaltung gekennzeichnet, die in Summe dafür gesorgt haben, dass der Fanclub sowohl im Zeitalter der dicken Hosen wie auch heute immer knapp unter dem Radar des Welterfolgs herumsegelt. Dass andere Bands mittlerweile mit eben jenem nerdig reduzierten Konzept von Musik durch die Decke gehen - siehe Kings Of Convenience - ist vielleicht Ironie des Schicksals. (Quelle:Motor.de)

Tracklist:
1. Sometimes I Don't Need To Believe In Anything

2. Baby Lee
3. The Fall
4. Into The City
5. Dark Clouds
6. The Past
7. Shock And Awe
8. When I Still Have Thee
9. Live With The Seasons
10. Sweet Days Waiting
11. The Back Of My Mind
12. Today Never Ends

Clip:
Baby Lee

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