Spurv Laerke - On the brink of the big otter

Wo Spurv Lærke herkommen, sehen Flüsse nachts noch aus, als wären sie große schwarze Otter. Flüsse sind hier Fjorde und die Nächte unbestechlich und kalt. Hobro heißt die Stadt, Dänemark das Land, "On the brink of the big otter" der Soundtrack. Man versteht sofort, weshalb der Indiepop des Quintetts so flauschig weich klingt und irgendwie doch seltsam unterkühlt. Warum New Orders "Bizarre love triangle" umarmender klingen muss, als das Original. Und warum die Mädchen aus Hobro wunderhübsch sind, wie auch Spurv Lærkes Sängerin Kristina Kristoffersen.

Es braucht keinen Umweg, um das ganze Ausmaß der Band zu begreifen: "Rainbow colored shoes" tanzt auf den Schultern all der Langweiler, nutzt das Licht der Diskokugel und schwingt die Glieder im Takt. Da gerät der Opener so entwaffnend wie einnehmend. Man wird vom Sound manipuliert, gegen die Wand gedrückt. Das ist ein Wechselspiel von heiß und kalt, Tageslicht und Zwielicht. Kristoffersen singt verführerisch, als ob Arroganz das Indiz fürs Verliebtsein ist. Nach den ersten drei Minuten und dreißig Sekunden ist man ganz Ohr.
Verankert im New Wave, im Pop gefunden: Besagte Interpretation von New Orders "Bizarre love triangle" glänzt in dieser Disziplin. Wunderbar auch das leichtfüßige "Unique", das sich mit Sonic Youth im Geiste in die passende und damit rumpelnde Stellung bringt. Erlaubt ist, was passt: Das ist mal ein Glockenspiel, das sind mal Streicher, doch immer behutsam und vorsichtig. Der Song ist der König, die Mittel egal. Als Aushängeschild für gewissenhafte Instrumentierung sei hier "Do that" erwähnt. Mit besonderem Augenmerk auf den Refrain. Der ist so groß, wie Nächte in Sibirien kalt sind.
"On the brink of the big otter" bedeutet hier unbezwingbare Tanzbarkeit, unausweichliche Melodien und strahlende Songs. Einer Hookline, wie sie im "Repeater" aus dem Nichts auftaucht, ist nicht zu entrinnen. Und mit dem gefährlichen Melodrama von "Dear Tom" muss man zurecht kommen. Eisig ist das. Dass Spurv Lærke schon mit ihrem Debütalbum einen ureigenen Sound gefunden haben, ist beachtlich. Dass sie dabei auch noch zwölf wundersame und entdeckenswerte Songs aneinanderreihen, ein noch größerer Verdienst. Spurv Lærke gehört die nächtliche Ekstase.(Quelle:Plattentests.de)

Tracklist:
01. Rainbow Coloured Shoes [00:03:33]

02. Doctors Tale [00:03:10]
03. Bizarre Love Triangle [00:03:17]
04. Autumn [00:03:50]
05. Unique [00:04:32]
06. Do that [00:03:28]
07. Crown [00:03:40]
08. Portrait [00:03:32]
09. Repeater [00:03:04]
10. Dear Tom [00:04:08]
11. Tokyo Lights [00:03:11]
12. My Favorite [00:03:07]

Clip:
Bizarre Love Triangle

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