Corde Oblique - A hail of bitter almonds
Drei Alben lang haben uns CORDE OBLIQUE mit ihrer Musik ein ganz besonderes Flair beschert, mediterrane Sommernachmittage voller Wehmut und Schönheit. "A Hail Of Bitter Almonds" ist nun das vierte Werk seit 2005, welches die Gruppe um den klassischen Gitarristen RICCARDO PRENCIPE aus Neapel just veröffentlicht hat. Und wie es der Einleitungssatz schon ahnen lässt, reicht dessen Atmosphäre nicht ganz an die der Vorgänger heran. Zwar hat sich grundsätzlich gar nicht viel geändert: Wir sprechen immer noch über eine fragile, nostalgisch bis mittelalterliche Mischung aus Folk und Neoklassik, teilweise von betörenden Frauenstimmen vorgetragen. Dennoch wirken viele Songs dieses Mal überfrachtet, nahe an Italokitsch. Möglicherweise hat das mit der enormen Zahl an Gästen zu tun; die Aufzählung nimmt eine ganze Seite im Booklet ein. Allein sechs verschiedene Stimmen kommen zum Zuge, wenn ich mich nicht vertue, die Zahl der Instrumente – alle rein akustisch – ist kaum noch messbar. Besonders auf der Gästeliste fällt DUNCAN PATTERSON von ANATHEMA ins Auge (und Ohr). Er spielt zwar 'nur' die irische Mandoline, scheint dem Album aber phasenweise den Progrock-Stempel seiner Heimatband aufgedrückt zu haben. Ansonsten sind erneut Musiker von zum Beispiel DAEMONIA NYMPHE und ASHRAM dabei.
Gleich das Klaviersolo zu Beginn ist dramatisch, das Schlagzeug ('ratatamm') effektvoll, eine der wunderschönen, klaren Frauenstimmen (FLORIANA CANGIANO), die mehrere Lieder intoniert, setzt ein. Ziemlich schnulzig ist der vorab veröffentlichte Song "Together Alone" (02), das männliche Englisch mit italienischem Akzent trägt dazu bei, eher eine Radioballade von ROBBIE WILILIAMS als mediterran. "A Hail Of Bitter Almonds" braucht eine Weile zum Warmwerden, mit "Arpe Di Vento" (03) klappt das schon ganz gut, aber auch hier ist die Geige noch sehr süßlich. "Paestum" (04) ist dann durchweg anrührend, vor allem der Teil mit Akustikgitarre und der zarten, hohen Stimme von ANNALISA MADONNA. Auch mit dem mittelalterlichen "La Madre Che Non C'è" (05) stellt sich Sommerabendromantik ein. Die folgende Panflöte tüdelt dagegen ziemlich peinlich nach Fußgängerzone, und auch das viel beworbene RADIOHEAD-Cover "Jigsaw Falling Into Place" (08) ist folkrockig und ganz und gar untypisch für CORDE OBLIQUE. Über das eine oder andere improvisiert wirkende Instrumentalstück – auch mal ausgeblendet am Ende – und die erneut kitschige und englische Ballade "The Man Of Wood" (12) gelangen wir zu den letzten, besten drei Stücken, die ruhiger und angenehm leidenschaftlich sind, nach früheren Alben klingen.
Vielleicht bin ich ein wenig ungerecht, aber die ersten drei Werke bewegten sich einfach auf einem derart hohen Niveau, dass dieses vierte abfällt. Am Sound soll in einem New Yorker Studio gebastelt worden sein, 'extremely pure' klänge "A Hail Of Bitter Almonds" deshalb (PRIKOSNOVÉNIE), allerdings bringt die klare, fast zu deutliche Produktion auch manche Überakzentuierung der einzelnen Instrumente mit sich. Wenn es nach mir geht, dann bitte wieder weniger poppiges Schmachten. Allerdings ist das vierte als Einstiegsalbum gar nicht so schlecht, um sich dann zum Anfang, zum ganz starken "Respiri" (Besprechung) aus dem Jahr 2005 vorzuarbeiten.(Quelle: Nonpop)
Tracklist:
01. A Hail Of Bitter Almonds
02. Together Alone
03. Arpe Di Vento
04. Paestum
05. La Madre Che Non C’I
06. Slide
07. Le Pietre Di Napoli
08. Jagsaw Falling Into Place
09. Crypta Neapolitana
10. Gioia Di Vivere
11. Red Little Wine
12. The Man Of Wood
13. Le Piccole Cose
14. Pietra Bianca
15. Su Un Dipinto Di Giovanni Bellini
Clip:
Together alone
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