Black Bpx Revelation - My Perception

Jan Paternoster und die Adoleszenz: Auf "My Perception" wachsen The Black Box Revelation aus den Kinderschuhen heraus und betreten klanglich neues Terrain, das gleichermaßen überrascht und begeistert. (Foto: Charly De Keersmaecker) Als es 2007 zum ersten Mal im Gebüsch raschelte, rieben sich viele Kritiker verwundert die Augen, standen vor ihnen doch zwei Jungspunde, die eigentlich noch grün hinter den Ohren sein sollten. Damals hielten The Black Box Revelation ihr frisch produziertes Debütalbum "Set Your Head On Fire" in den Händen und tingelten, vom Erfolg der eigenen Musik verblüfft, durch die kleinen Clubs rund um ihre belgische Heimat. Ihr Publikum war im Schnitt vier mal so alt wie sie selbst. Musikverdrossene '68er, die ihre Freunde im Schlepptau hatten und am Ende einer schweißtreibenden Show die ein oder andere Freudenträne aus dem Augenwinkel wischten, sich gegenseitig auf die Schulter klopften, um schweren Herzens eingestehen zu müssen: "Siehst du, es gibt doch noch gute Musik". Seinerzeit hatten sie die richtigen Platten aus den Schränken der Eltern gepickt, nämlich jene mit vergilbten Cover-Bildern alternder Blues-Musiker und mit ihrer Musik einem beinahe zur Vergessenheit verdammten Genre eine gehörige Portion Wut eingeflößt und ihm eine Frischzellenkur verpasst. Inzwischen sind auch ihre Hände um einige Jahre gealtert und mit ihnen ihr drittes Album "My Perception". Das neue Werk ist ein musikalisches Abbild des Reifeprozesses, den Jan Paternoster und Dries Van Dijck nach vier Jahren auf der Überholspur wie im Zeitraffer durchlebt haben. Inzwischen werden keine kleinen Brötchen mehr gebacken: für die Produktion des neuen Langspielers flog man kurzerhand nach Los Angeles und engagierte sich mit Alain Johannes eine Institution des Stoner-Rock, der bereits Platten von Queens Of The Stone Age oder Them Crooked Vultures vervollkommnete. Johannes' Einfluss spürt man auf "My Perception" überdeutlich. Allerdings fungierte er vorwiegend als Mentor und so versprüht die Platte doch den typisch raubeinigen Black Box Revelation-Charme, der schon "Set Your Head On Fire" auszeichnete. The Black Box Revelation – "My Perception" Indes hat sich der Facettenreichtum des Songwritings sowie die Klangvielfalt um ein Vielfaches potenziert. Voller Enthusiasmus haben die beiden jeden noch so kleinen Brocken Inspiration in sich aufgesogen wie ein Schwamm. Entsprechen "Madhouse" oder "Rattle My Heart" noch dem typischen bluesig-poppigen Muster – minimalistische Riffs, rumpelnde Drums und der gelegentliche ekstatische Gitarrenausbruch – das man kennt und liebt, zeigt sich ab der Hälfte der Platte ein bisher gänzlich unbekannter Klangaspekt des Duos. Einmal mehr fühlt man sich, obschon der Unverfrorenheit mit der das Zweigespann zu Werke geht, geohrfeigt. Eingeleitet durch schwärzesten Delta-Blues ("White Unicorns"), reißen einen die folgenden Titel hinunter in sinistre Zwischenwelten aus monolithisch rasselnden Riffgewittern ("Shadowman") und zeremoniellen Mantras ("2 Young Boys"). Hier zeigt sich, wie fruchtbar die Zusammenarbeit mit Johannes für den Willen zum Experiment war. Paternosters Organ fühlt sich in langsam gedeihenden Blues-Stücken sichtbar wohl und die Dynamik des organischen Konstrukts aus Gitarre und Schlagzeug lässt einen glatt vergessen, dass hier lediglich zwei Mann agieren. (Foto: Tim Paternoster) "My Perception" drosselt die Geschwindigkeit. In musikalischer Hinsicht ist es merklich bedachter und cleverer konzipiert als seine Vorgänger. Damit entfernt es sich zwar von der ursprünglichen Ausrichtung, doch geht die Energie keineswegs verloren, sie wird lediglich kanalisiert und mit dramaturgischem Fokus platziert. Das neue Klanggewand steht ihnen dabei äußerst gut und führt sie über einen Umweg doch noch einen Schritt näher an die eigenen Wurzeln. Umso besser fügt es sich in das Gesamtbild, dass das Cover-Artwork ähnlich vergilbt und körnig daherkommt, wie das jener Platten, die sie inspirierten. (Quelle: motor.de)

Tracklist:
01 – Madhouse

02 – My Perception
03 – Rattle My Heart
04 – Bitter
05 – Skin
06 – White Unicorns
07 – Shadowman
08 – New Sun
09 – Sealed With Thorns
10 – 2 Young Boys
11 – Lonely Hearts


Clip:
Two Young Boys

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