Sophie Zelmani - Soul

Gerne wird ihr vorgeworfen eine Künstlerin ohne Ecken und Kanten zu sein: Sophie Zelami, gute Songwriterin, klar, aber Reibungspunkte besäße sie keine und diese seien schließlich nötig, damit der internationale Durchbruch für den Hörer dauerhaft interessant bleibt. Der britische New Musical Express rügte ihr letztes Album gar als Soundtrack für die Cappuccino-Bar und freilich, an solchen Vorwürfen ist genau so viel falsch wie richtig: Die zarte Schwedin mag die Medien einfach nicht, hat kein Interesse an Titelstories oder großem Tamtam und erreicht trotz dieser Spielverweigerung ein großes Publikum. Sie schaffte es mit ihren Liedern sogar in US-amerikanische TV-Gassenhauer wie "Buffy" und "Dawson's Creek".Eine unbekannte Größe, möchte man meinen, über die niemand etwas Schlechtes sagen kann und die in ihrer schwedischen Heimat kommerziell gefeiert wird. "Soul" will diesen Status als nunmehr zehntes Studioalbum ihrer Karriere keineswegs umkrempeln, verlässt aber fast vollständig den zuletzt arg poppig anmutenden Sound und setzt an dessen Stelle knochentrockenen Akustikpop – der bis auf das Skelett heruntergebrochen, minimal wirkt. Dazu kommen bleischwere Inhalte, die zwischenmenschliche Beziehungen thematisieren, Trennungen aufarbeiten und einen festen Blick auf den Morgen danach werfen. Wenn die Nacht zuvor von wilden Träumen bestimmt war und doch keine Erkenntnisse enthielt, nur umso mehr Fragen anhäufte. Soll heißen, Sophie Zelmani schockt auf diesem Album als leiser Riese, schiebt "Soul" in einen dunklen Tunnel und durchforstet diesen teilweise so offenherzig, dass es wie ein Tagebucheintrag im Fiebertrauma anmutet. Parallelen zu Gus Black und dessen Coming of Age-Werk "Today Is Not The Day…" von 2008 drängen sich auf und doch rast Zelmani nicht wie eine Getriebene über die Saiten ihrer Akustikgitarre, sondern erforscht ihr Inneres mit stoischer Ruhe. Ein Besenschlagzeug, ein sachtes Piano und dezente Hintergrundchöre dürfen sie begleiten, aber mehr als diese klanglichen Versatzstücke lässt das drückende "Soul" nicht zu. Bis hin zum finalen Schlussakkord "My Soul Remembers", der in neun Minuten Beichtstuhl und Urschreitherapie in einem ist – und zudem das titelgebende Stück werden sollte.

Mit welchen Teufeln sie derweil für "Soul" im Mondschein tanzen musste, verrät Sophie Zelmani nicht, aber ihr Blümchenkleid-Image hat Ecken und Kanten bekommen – für den anschließenden Cappuccino muss ein anderes Album her. Hiermit bleibt er einem im Halse stecken, denn der Backfisch, der hat Zähne.(Quelle:motor.de)

Tracklist:
01. Free Now
02. I Wouldn't Speak For Him
03. All About You
04. For You
05. My Daughter
06. I Love You
07. If You're Still A Dreamer
08. Story Of Us
09. Churchbell
10. My Soul Remembers


Clip:
sophiezelmani/sophie-zelmani-about-soul-music-video/1201024/

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