Clock Opera - Ways to Forget
Clock Opera haben zum ersten Mal auf sich aufmerksam gemacht, als sie 2009 für ihre Single «White Noise» gefundene Soundschnippsel und Live-Instrumentierung zu einem organischen Popklangbild zusammengefügt haben. Nachdem sie die folgenden zweieinhalb Jahre an ihrem Handwerk gefeilt und sich mit EPs und Liveshows die Sporen verdient haben, erscheint ihr beatlastiger Elektropop zum ersten Mal auf Albumlänge.
Korrekterweise muss gesagt werden, dass Clock Opera nicht von Anfang an eine Band war. Produzent und Remixer Guy Connelly hat die ersten Singles und Remixe (u.a. für Marina And The Diamonds, Everything Everything, Au Revoir Simone etc ) im Alleingang veröffentlicht, dann aber relativ schnell die perfekten Mitmusiker aus seinem Freundeskreis rekrutiert, um seine Ideen musikalisch umsetzen zu können. Obwohl Clock Opera nun also zu viert sind, wird relativ schnell deutlich, dass die Band sich noch immer über die kreative Handschrift von Connelly definiert und er wohl auch immer die treibende Kraft hinter Clock Opera bleiben wird. Was auf keinen Fall als Nachteil verstanden werden soll – der bärtige Brite ist nicht nur ein talentierter Produzent, sondern ein stimmgewalter Multiinstrumentalist mit unerschöpflichen Ideen. Die personellen Veränderungen hinter Clock Opera geben diesen Ideen das epische Klangvolumen, das vorallem auch im Livekontext eindrücklich in Erscheinung tritt und von Connelly alleine nicht in dieser Intensität umgesetzt werden könnte.
So zahlreich Connelly’s Einfälle und Ideen, so vielfältig sind auch die Einflüsse, auf denen «Ways To Forget» aufbaut. «Belongings» und «Move To The Mountains» erinnern mit gedämpften Vocals, Xylophoneklängen und Elektronik, die von klassischem Piano begleitet wird, an Elbow. Auf «Man Made» wird statt fragiler Klangeffekte auf eine dicke, fette Basslinie und Sythesizer gesetzt, die sofort Connelly’s Verehrung für 80er-Jahre-Duo The Associates ins Gedächtnis rufen. Die chamäleonartige Wandelbarkeit des Songwriters Connelly wird am besten mit der Eröffnung des Albums versinnbildlicht. Nachdem ein fast schon schmerzhaft poppiges «Once And For All» den Auftakt macht und gerade noch so knapp an einem Vergleich mit Coldplay vorbeischrammt – obwohl .. das haben wir somit ja jetzt erledigt, folgt mit «Lesson No. 7» ein Titel, der mit ausgeklügeltem Arrangement und grossartiger Dynamik die Songwriterskills von Connelly unter Beweis stellt und einen der Höhepunkte des Albums markiert. Und weil man einen Produzenten nur schwerlich von seinem Werkzeug trennen kann, ziehen sich Samples wie ein roter Faden durch das gesamte Album und sorgen dafür, dass man auch nach mehrfachen Hörgängen immer wieder neue Effekte zwischen den Klangschichten entdeckt. Das und die Tatsache, dass Guy Connelly ein musikalisches Multitalent ist, haben «Ways To Forget» davor gerettet hat, ein eindimensionales Popkonstrukt zu werden.
Um aber doch noch einmal kurz vom mitreissenden Popross herunterzukommen und das Album nüchtern und nicht schwofend zu betrachten: «Ways To Forget» hat die Erwartungen trotz allem nicht ganz erfüllt. Wer die Band von früheren EPs und Kollaborationen her kennt, und vor allem, wer die Band schon einmal live erlebt hat, wird dieses Album mit so enorm hohen Erwartungen in die Hände nehmen, dass er/sie nicht anders kann, als enttäuscht zu werden. «Ways To Forget» ist harmlos. Ein bisschen wie Ikeamöbel – nicht gewagt genug um anzuecken, aber auch nicht mutig genug um positiv hervorzustechen. (Quelle:tagesanzeiger.ch)
Tracklist:
1. Once And For All
2. Lesson No.7
3. 11th Hour
4. Man Made
5. Belongings
6. White Noise
7. A Piece Of String
8. The Lost Buoys
9. Move To The Mountains
10. Fail Better
Clip:
Once And For All
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