Bruce Springsteen - High Hopes
"High Hopes“: Die Erwartungen sind immer hoch, wenn der Boss im Anflug ist. Das konnte in den vergangenen zehn Jahren auch schon mal in Ernüchterung enden: Die Akustik-Platte „Devils and Dust“ von 2005 war von zumindest gemischter Qualität. Auch über die Pete-Seeger-Sessions von 2006 durfte man geteilter Meinung sein. Das Album „Working On A Dream“ von 2009 blieb gar als eine Sammlung von Ausschussware im Gedächtnis. Was Bruce Springsteen nun aber mit „High Hopes“ abliefert, ist wieder aller Ehren wert: Der Sound ist kernig, die Arrangements sind abwechslungsreich, die Kompositionen süffig.
Dabei ist „High Hopes“ keine Platte aus einem Guss. Es gibt gecovertes Material, es gibt Ausgrabungen alter Springsteen-Songs, es gibt Studioarrangements von wohlvertrautem Tournee-Material – und es gibt wirklich Neues. Außerdem ist für fast jeden Song die Band anders zusammengestellt. Eine unverwechselbare Spur hinterlässt dabei der zeitweise für Stevie van Zandt in die E-Street-Band gebetene Tom Morello von Rage Against The Machine, dessen schnörkellos rotzige Gitarre ebenso frisch wie unkonventionell rüberkommt. Viel Auseinanderstrebendes insgesamt – aber es ergibt ein farbiges Ganzes.
Der Titelsong „High Hopes“ freilich, geschrieben 1987 von dem amerikanischen Folkmusiker Tim Scott McConnell, gehört trotz Congas, geschmeidiger Akustikgitarre und einer behutsamen Bläser-Grundierung zu den schwächeren Stücken: ein bisschen Broadway-Shalala, ein bisschen Groove – mehr ist da nicht. Allerdings: Der Boss ist in diesem Take glänzend bei Stimme und rettet den Song zu guter Letzt im Alleingang. Gecoverte Songs zuhauf
Schön rockig dann und mit Understatement gesungen der Eddie-Floyd-Klassiker „Raise Your Hand“. Ganz im „Lucky Town“-Fahrwasser das „Saints“-Cover „Just Like Fire Would“ und die Hinterhofscharteke „Frankie Fell In Love“ aus der „Born To Run“-Schule. Hinzu kommen als ein Dreh- und Angelpunkt des Live-Repertoires „Dream Baby Dream“ und das bereits im Jahre 2000 als Live-Mitschnitt aus dem Madison Square Garden in New York publizierte „American Skin (41 Shots)“, das im Studio jetzt sehr bedächtig, sehr getragen aus einem behutsamen Orgel-Intro herausgewickelt wurde.
Eine Einladung zum mehrfachen Anhören wiederum liefert das im Walzertakt zu Akustik-Gitarre und Geige gesungene „Hunter Of The Invisible Game“, das allerdings nicht, wie es in den Vorabkritiken hieß, an Dylan anknüpft, sondern vielmehr an Springsteens eigene Akustik-Bemühungen der „Ghost Of Tom Joad“-Zeit. „Down In The Hole“ beginnt mit elektronisch verfremdetem Maschinenächzen und bietet Orgel und Banjo auf, um in den „I‘m On Fire“- Duktus überzuleiten. Und absolut ohrwurmtauglich kommt schließlich das rasante „This Is Your Sword“ daher: Der Refrain prägt sich schon beim ersten Hören so unwiderstehlich ein, dass selbst das Metaphernpathos des Textes darüber schnell vergessen ist.
Tracklist:
1. High Hopes (Tim Scott McConnell) |
2. Harry's Place |
3. American Skin (41 Shots) |
4. Just Like Fire Would (Chris J. Bailey) |
5. Down In The Hole - Springsteen, Bruce / Springsteen, Bruce |
6. Heaven's Wall |
7. Frankie Fell In Love |
8. This Is Your Sword |
9. Hunter Of Invisible Game * |
10. The Ghost of Tom Joad - duet with Tom Morello |
11. The Wall |
12. Dream Baby Dream (Martin Rev and Alan Vega) |
Clip:
high-hopes
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