Damien Jurado - Brothers and Sisters of the Eternal
Und nochmals besser: Auf seinem elften Studioalbum Brothers And Sisters of the Eternal Son erklimmt Damien Jurado dank Space Folk das nächste Plateau.
Es ist erstaunlich, welchen Weg Folk im Laufe der Popgeschichte genommen hat. Kaum ein anderes Genre fällt einem ein, auf dessen Rücken derartig vielfältige musikalische Auswüchse stattgefunden hätten wie auf dem Rücken dieser einstmals beschaulichen Grasnarbenbewegung.
1974 war es Gene Clark, der Folk und Country erstmals zu den Sternen führte. Enttäuscht vom Musikbetrieb und dank eines Deals mit Asylum Records zog sich das Byrds-Gründungsmitglied ins kalifornische Mendocino zurück, wo er, mit Akustikgitarre und Notizblock ausgestattet und den Ozean beobachtend, eine Handvoll Songs schrieb und diese letztlich mit einer Armada von Studiomusikern aufnahm. Am Ende dieses Prozesses stand No Other, dessen Produktion nicht nur ein für damalige Verhältnisse astronomisches Budget verschlang (und zu viel Ärger mit Asylum führte), sondern das diese Musik in neue Sphären katapultierte – ein größenwahnsinniger Bastard von einem Album, der alles, was an Gospel, Soul, Rock und choralen Elementen zu haben war, zu einem extraordinären Amalgam verschmolz und zusammen mit mystischen, fast liturgischen Texten dem Folk überstülpte.
In gewisser Hinsicht tut es Damien Jurado auf Brothers And Sisters Of The Eternal Son Gene Clark gleich. Jurado ist seit Jahren einer der interessanteren amerikanischen Singer-Songwriter im erweiterten Folk-Dunstkreis, doch mit seinem erneut von Richard Swift produzierten elften Studioalbum scheint er sein Meisterwerk aufgenommen zu haben. Die Zutaten gleichen denen auf No Other: Mit Akustikgitarre und einem ausgeprägten Gespür für Harmonien strickt Jurado das Grundgerüst für seine Songs, um ihnen anschließend mit diversen Tasteninstrumenten, Chorälen, einer Prise Soul und elektrischen Gitarren eine Steroid-ähnliche Aufbaukur zu verordnen.
Der Opener »Magic Number« klingt so, wie Nick Drake mit digitaler Studiotechnik wohl geklungen hätte. »Silver Timothy« beginnt als zurückgelehnte Westcoast-Folk-Nummer, nur um nach knapp zwei Minuten von der Küste zum Rande der Stratosphäre aufzubrechen. Im weiteren Verlauf des Albums finden sich getragenere Stücke wie »Metallic Cloud« oder das wunderschöne »Jericho Road«, das im positivsten Sinne mit Pathos überzeugt. Auf dem gut sechsminütigen »Silver Donna« im Herzen des Albums treibt Jurado seinen Space-Folk schließlich auf die Spitze.
Was die Texte betrifft, bewegt er sich dabei, wie der Titel schon vermuten lässt, auf spirituellen Wegen. Allerdings keineswegs im klassisch-religiösen Sinn: Vielmehr flirtet Jurado mit diesen Motiven und baut sich seine eigene lyrische Parallelwelt. In dieser leben wohl auch die silbernen Weggefährten, die sich auf Brothers And Sisters Of The Eternal Son finden. Fünf der zehn Songs tragen das Wort »Silver« in Kombination mit jeweils einem Vornamen im Titel. Wie seine eigene lyrische Welt entwirft Jurado auch seine eigene Vision von Folkmusik im Jahr 2013, in der man als Hörer zu Hause sein möchte.
Oder um es mit den Worten Father John Mistys zu sagen: »Damien is out of his goddamn mind.« Im Positiven. (Quelle: Spex)
Tracklist:
1. Magic Number |
2. Silver Timothy |
3. Return To Maraqopa |
4. Metallic Cloud |
5. Jericho Road |
6. Silver Donna |
7. Silver Malcolm |
8. Silver Katherine |
9. Silver Joy |
10. Suns In Our Mind |
Clip:
Silver Timothy
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