The Pains Of Being Pure At Heart - The echo of pleasure
Weisheit des Tages: Alle Menschen werden irgendwann mal älter. Erstaunlich, nicht wahr? Und wenn Menschen älter werden – willkommen zur zweiten Weisheit des Tages –, verändern sie sich. Sah man verbeulte Jogginghosen und Turnschuhe in jungen Jahren noch als Universal-Garderobe für jeden Anlass an, trägt man irgendwann nur noch etwas, das man wohl als "Erwachsenen-Kleidung" bezeichnet. Ansichten, Geschmäcker, Gelüste – mit ein paar Jahren Unterschied ist alles plötzlich anders. Und manchmal ist das gut, manchmal ist das schlecht und manchmal, ja, da ist es irgendwie egal. Und so verhält es sich auch ein bisschen mit "The echo of pleasure", dem vierten Album von The Pains Of Being Pure At Heart. War das selbstbetitelte Debüt von 2009 noch eine stürmische Sommerliebe und der zwei Jahre später veröffentlichte Nachfolger "Belong" eine vertonte Festigung der eben noch frischen Beziehung, setzte sich "Days of abandon" mit den Höhen und Tiefen einer gereiften, erwachsenen Partnerschaft auseinander. Und "The echo of pleasure"? Tja.
Auch das neue Werk des Projekts von Kip Berman dreht sich um diese merkwürdige Ambivalenz der Liebe, die mal schwer, mal federleicht ist. Wieder wandelt der New Yorker zwischen Frohsinn und Melancholie, wieder verpackt er vermeintlich düstere Gedanken in farbenfrohe, laute Melodien. Die Idee wiederholt sich nun also, zudem spielt Berman satte acht Jahre nach "The Pains Of Being Pure At Heart" spürbar weniger mit all jenen kantigen Post-Punk-Elementen, die sein Schaffen einst ausmachten. Stattdessen setzt er vorzugsweise auf new-wavigen Achtzigerjahre-Euphorie-Pop, was stellenweise durchaus schön daherkommt, im Gesamten aber nicht vollkommen zu überzeugen weiß. Und doch sind sie immer noch da, diese unwiderstehlichen Charmebolzen wie "When I dance with you", das mit Synthies und Drums aus der Dose zuerst auf die Tanzfläche und dort dann schließlich alle Blicke auf sich zieht, oder auch "Anymore", dessen messerscharfe Gitarren im Kontrast zum butterweichen Gesang erst so richtig zur Geltung kommen. Genau das will ausgerechnet dem Opener "My only" nicht so wirklich gelingen, der sich gefällig einzuschmeicheln versucht und es doch nicht schafft, auch nur eine Sekunde über seine Spielzeit von nicht ganz fünf Minuten im Ohr zu bleiben.
Wild durch die Gegend hüpfend lässt der Titeltrack von "The echo of pleasure" derweil den Sommer ausklingen und erinnert, wenn man beide Augen ganz fest zukneift, sogar ein bisschen das Erstlingswerk und die stürmische Liebe von einst. "So true" lässt diese Erinnerung wie eine Seifenblase platzen und benutzt dafür statt einer kleinen Nadel gar den Stakkato-Rhythmus-Hammer. Das wirkt beim ersten Hören durchaus so austauschbar wie Allerwelts-Radio-Musik, gefällt beim zweiten Durchgang aber schon etwas mehr. "Stay", der mit Abstand ruhigste und spannungsärmste Song des Albums, zündet ebenso erst nach einigen Startschwierigkeiten, was gerade beim Abschlusstrack so ironisch wie doppelt bitter ist. "The echo of pleasure" ist nie schlecht, aber manchmal fast schon zu bequem, zu festgefahren. Es ist wie die alte Lieblings-Jogginghose, die oft ganz hinten im Schrank liegt, ab und zu aber noch hervorgekramt wird. Bisschen durchgesessen am Hintern, an den Beinen verbeult, der Bund verzogen. Da kennt man jeden Fleck, jede kaputte Naht, jede verwaschene Stelle. Auf die Straße würde man darin wohl nicht mehr gehen. Und trotzdem – manchmal braucht man das gute Stück, nur um sich wohlzufühlen und an Früher zu denken.(Quelle: Plattentests)
Tracklist:
- My only
- Anymore
- The garret
- When I dance with you
- The echo of pleasure
- Falling apart so slow
- So true
- The cure for death
- Stay
When i dance with you
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