Lou Reed & Metallica - Lulu
Es gibt da draußen sicherlich viele Menschen die über „LULU“ nicht lachen können. Da wären zum Beispiel die Metallica-Fans, die ihren Unmut über Metallicas Kollaboration mit Lou Reed, mit all der wuchtigen Eloquenz, die dem gemeinen Metalhead in die Wiege gelegt wurde, schon seit Wochen im weltweiten Cyberspace kundtun. Von Wut, Unverständnis und 'sich verraten fühlen' ist da die Rede. Bitterkeit all over the place. Liest sich alles ziemlich lustig, wenn man mit dem Herzen nicht dranhängt.
Dann wäre da noch William „Captain Kirk“ Shatner, der über „LULU“ sicherlich not amused ist, glaubte er doch, das Spektrum im Sprechplattenbusiness zwischen seinem wunderbaren, von Ben Folds gefertigtem, „Has Been“ und dem desaströsen „Seeking Major Tom“ von 2011, eigentlich abgedeckt zu haben. Auch Weird Al Jankovic ist sicherlich sauer. Comedy auf Platte ist ja wohl eindeutig seine Domäne. Und dann wären da noch all die Menschen, die sich „LULU“, aus welchen kruden Gründen auch immer, wirklich anhören. Denn „LULU“ sprengt, zumindest über weite Strecken, eindeutig die Grenzen zur Unhörbarkeit. Und genau das ist es, was „LULU“ so interessant macht.
„LULU“ ist ein Witz, den nur eine im Sterben liegende Musikindustrie erzählen konnte. Vor 15 Jahren, als die Allmacht der Plattenfirmen noch nicht von illegalen Downloads gebrochen war, hätte Metallica nie, nie, nie eine Platte veröffentlicht, oder besser gesagt, veröffentlichen dürfen, die derart vorsätzlich an ihrem Publikum vorbei produziert wurde. Niemals hätten sie, wie es ein aufgebrachter Youtube-Kommentator so wunderbar treffend ausdrückte, die Toilette der Pandora geöffnet, um darin ihre, real in den Ohren ihrer Fans existierende, musikalische Unfehlbarkeit hinunterzuspülen. Niemals hätten sie es zugelassen, den Markennamen Metallica in einem Satz mit frühem deutschen Expressionismus auftauchen zu lassen.
Stattdessen hätten sie weiterhin brav brachiale Songs über Napalm, Satan und Tod geschrieben und wären damit immer noch die uneingeschränkten Götter der manchmal doch leicht einfältigen und vor allem kompromisslosen Metalgemeinde.
Das dem nun nicht so ist, ist für alle, die sich von „LULU“ nicht persönlich angegriffen fühlen, ausgesprochen positiv und erheiternd. Die Musikwelt nach „LULU“ ist nicht mehr dieselbe. Und Veränderung ist eigentlich immer Fortschritt. Außer vielleicht, für Lou Reed Fans. Deren Welt, hat sich eigentlich nicht verändert - denn „LULU“ ist eine grundsolide Lou Reed Platte. Velvet Underground-esk vielleicht, aber auf jeden Fall einhundertprozent Lou Reed. Es war sein Traum, Robert Wilson’s Theaterstück, beruhend auf Franz Wedekind’s „LULU“-Schriften über die sexuelle Moral des ausgehenden 19. Jahrhunderts, in Musik umzuwandeln.Hätte er nicht das Vehikel Metallica gefunden, um diesen Traum in die Tat umzusetzen, hätte er die Platte alleine gemacht - außer ein paar intellektuellen Musikjournalisten wäre es keinem aufgefallen und wir würden heute sicherlich nicht über „LULU“ reden, schreiben, schreien oder jammern.
Beide Varianten hätten aber wahrscheinlich eins gemein: Ihre ausgesprochene Unhörbarkeit, die man vielleicht mit ein wenig Kreide auf den Sprachorgan, auch als sehr schwer zugänglich umschmeicheln könnte. Angeblich wurden auf Guantanamo ja Metallica-Songs zur Folteruntermalung gespielt, was den zynischen Verdacht nahe legt, dass „LULU“ eigentlich eine Auftragsarbeit des Ministeriums für Homeland-Security ist, womit jetzt aber auch wirklich die letzte Spitze zum akustischen Inhalt von „LULU“ sein gesetzt sein soll.
Nimmt man die Ohren vom Kopf, kann man sicherlich behaupten, „LULU“ weist auf den prüden Umgang mit Sexualität im heutigen Nordamerika hin und zeigt darin schön die Parallelen zum Europa des 19. Jahrhundert auf. Oder man könnte darüber sinnieren, ob „LULU“ nicht die perfekte musikalische Untermalung für #OccupyWallstreet darstellt, der Soundtrack des Wutbürgers sozusagen. Aber mal ehrlich, wer will das schon, wenn es um Musik geht? (Quelle: t-online)
Tracklist:
1. Brandenburg Gate
2. The View
3. Pumping Blood
4. Mistress Dread
5. Iced Honey
6. Cheat On Me
7. Frustration
8. Little Dog
9. Dragon
10. Junior Dad
Clip:
Lulu EPK
Dann wäre da noch William „Captain Kirk“ Shatner, der über „LULU“ sicherlich not amused ist, glaubte er doch, das Spektrum im Sprechplattenbusiness zwischen seinem wunderbaren, von Ben Folds gefertigtem, „Has Been“ und dem desaströsen „Seeking Major Tom“ von 2011, eigentlich abgedeckt zu haben. Auch Weird Al Jankovic ist sicherlich sauer. Comedy auf Platte ist ja wohl eindeutig seine Domäne. Und dann wären da noch all die Menschen, die sich „LULU“, aus welchen kruden Gründen auch immer, wirklich anhören. Denn „LULU“ sprengt, zumindest über weite Strecken, eindeutig die Grenzen zur Unhörbarkeit. Und genau das ist es, was „LULU“ so interessant macht.
„LULU“ ist ein Witz, den nur eine im Sterben liegende Musikindustrie erzählen konnte. Vor 15 Jahren, als die Allmacht der Plattenfirmen noch nicht von illegalen Downloads gebrochen war, hätte Metallica nie, nie, nie eine Platte veröffentlicht, oder besser gesagt, veröffentlichen dürfen, die derart vorsätzlich an ihrem Publikum vorbei produziert wurde. Niemals hätten sie, wie es ein aufgebrachter Youtube-Kommentator so wunderbar treffend ausdrückte, die Toilette der Pandora geöffnet, um darin ihre, real in den Ohren ihrer Fans existierende, musikalische Unfehlbarkeit hinunterzuspülen. Niemals hätten sie es zugelassen, den Markennamen Metallica in einem Satz mit frühem deutschen Expressionismus auftauchen zu lassen.
Stattdessen hätten sie weiterhin brav brachiale Songs über Napalm, Satan und Tod geschrieben und wären damit immer noch die uneingeschränkten Götter der manchmal doch leicht einfältigen und vor allem kompromisslosen Metalgemeinde.
Das dem nun nicht so ist, ist für alle, die sich von „LULU“ nicht persönlich angegriffen fühlen, ausgesprochen positiv und erheiternd. Die Musikwelt nach „LULU“ ist nicht mehr dieselbe. Und Veränderung ist eigentlich immer Fortschritt. Außer vielleicht, für Lou Reed Fans. Deren Welt, hat sich eigentlich nicht verändert - denn „LULU“ ist eine grundsolide Lou Reed Platte. Velvet Underground-esk vielleicht, aber auf jeden Fall einhundertprozent Lou Reed. Es war sein Traum, Robert Wilson’s Theaterstück, beruhend auf Franz Wedekind’s „LULU“-Schriften über die sexuelle Moral des ausgehenden 19. Jahrhunderts, in Musik umzuwandeln.Hätte er nicht das Vehikel Metallica gefunden, um diesen Traum in die Tat umzusetzen, hätte er die Platte alleine gemacht - außer ein paar intellektuellen Musikjournalisten wäre es keinem aufgefallen und wir würden heute sicherlich nicht über „LULU“ reden, schreiben, schreien oder jammern.
Beide Varianten hätten aber wahrscheinlich eins gemein: Ihre ausgesprochene Unhörbarkeit, die man vielleicht mit ein wenig Kreide auf den Sprachorgan, auch als sehr schwer zugänglich umschmeicheln könnte. Angeblich wurden auf Guantanamo ja Metallica-Songs zur Folteruntermalung gespielt, was den zynischen Verdacht nahe legt, dass „LULU“ eigentlich eine Auftragsarbeit des Ministeriums für Homeland-Security ist, womit jetzt aber auch wirklich die letzte Spitze zum akustischen Inhalt von „LULU“ sein gesetzt sein soll.
Nimmt man die Ohren vom Kopf, kann man sicherlich behaupten, „LULU“ weist auf den prüden Umgang mit Sexualität im heutigen Nordamerika hin und zeigt darin schön die Parallelen zum Europa des 19. Jahrhundert auf. Oder man könnte darüber sinnieren, ob „LULU“ nicht die perfekte musikalische Untermalung für #OccupyWallstreet darstellt, der Soundtrack des Wutbürgers sozusagen. Aber mal ehrlich, wer will das schon, wenn es um Musik geht? (Quelle: t-online)
Tracklist:
1. Brandenburg Gate
2. The View
3. Pumping Blood
4. Mistress Dread
5. Iced Honey
6. Cheat On Me
7. Frustration
8. Little Dog
9. Dragon
10. Junior Dad
Clip:
Lulu EPK
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