Tenacious D - Rize of the Fenix
Vier Fäuste für ein Gitarrensolo. Die testosteron-gewordene Rettung der Rock-Musik meldet sich mit einem Paukenschlag zurück – und erinnert uns daran, dass man dem Irrsinn der trendgerichteten Popkultur manchmal einfach mit einem Schmunzeln begegnen sollte. (Foto: Michael Elins) Synthesizer, überall Synthesizer. Und jede Menge Plastik- und Casting-Pop. Selbst die britische Indie-Rock-Welle der vergangenen Jahre hat nicht wirklich Erleuchtung gebracht. Wo sind die kantigen Helden, die Sex, Drugs und Rock'n'Roll leben? Wer soll diese Musikwelt noch retten? Skrillex und sein Macbook? David Guetta und seine R'n'B-Marionetten? Oder irgendeine Hipster-Formation á la Foster The People, die mehr Wert darauf legt, dass Undercut und Ray Ban richtig sitzen? Nein, in dieser Welt wollen und können Jack Black und Kyle Gass nicht leben. Lange genug haben sie sich das pastellfarbene Treiben angesehen, doch nun ist damit Schluss. Die selbsternannten Götter des Rock steigen nach sechs Jahren Pause aus dem Olymp ab, betreten die Erde, sehen, dass es nicht gut ist und streben sich an, alles zu retten — den Planeten an sich, ihre Ehre sowieso und permanent und generell die Rock-Musik. "Rize Of The Fenix" ist ein flammendes Plädoyer für alles, wofür diese beiden Amerikaner stehen. Nicht mehr und nicht weniger. Tenacious D - "Rize Of The Fenix" (Albumstream) Natürlich scheint es objektiv unmöglich, die Comedy-Rocker von Tenacious D wirklich seriös zu betrachten und zu analysieren. Dazu nehmen Hollywood-Star Black und sein Akustikgitarre spielender Kompagnon sich und ihren Klamauk viel zu ernst und ziehen ihr Konzept zu konsequent durch. Selbst jedes ironische Augenzwinkern wird hier mit einer pathetischen Geste purer Überlegenheit zelebriert. Die Botschaft ist überdeutlich, da genügt schon der phallusförmige Drache auf dem Cover: The D is back! Dabei haben sie alle tot geredet – zumindest behaupten das die Musiker. Die Gitarren sind gestimmt, die Verstärker aufgedreht und Jack Blacks virtuoses Stimmchen wurde mit allerhand Whiskey geölt. Inhaltich geht es um so essentielle Dinge wie den Bau einer Raumstation nach Science-Fiction-Vorbild ("Deth Starr"), den Kampf gegen die eigenen Karriere-Dämonen ("The Ballad Of Hollywood Jack And The Rage Kage") und diverseste Formen von Penetration – im metaphorischen Sinne ("They Fucked Our Asses"). Neben dem obligatorischen Glam-Rock-Anleihen der 70er versuchen sich Black und Gass auch an Mariachi-Momenten ("Señorita"), dicken Streicherballaden ("Roadie") und 80er-Jahre-Power-Rock ("To Be The Best"). Und wenn Black im abschließenden "39" über die Vorzüge einer Liebhaberin selbigen Alters singt, dann erinnert das sogar teilweise an 'The Boss' aka Bruce Springsteen himself. Tenacious D - "To Be The Best" Betrachtet man "Rize Of The Fenix" einmal genauer mit der Lupe, so gibt es gar nicht so viel neues Material. Drei Songs knacken die 5-Minuten-Marke mit Leichtigkeit, beim Rest liegt die Würze eher in der Kürze, so kommen Tenacious D erst gar nicht in die Verführung, dass sich bestimmte Witze todlaufen. Für besonderen Spaß dürften die derben aber witzigen Spoking-Words-Zwischenspiele sein, in denen die beiden Komödianten zur Höchstform auflaufen. Musikalisch ist das – allen Lachanfällen zum Trotz – in jedem Fall hochwertig. Black und Grass haben die eigenen Vorbilder zu Genüge studiert, haben ein ausgeprägtes Gespür für Hits entwickelt und scheuen auch nicht davor zurück, sich mit einem reichhaltigen Instrumentarium auszustatten und wenn nötig, auch Flöten und Synthesizer zum Einsatz kommen zu lassen. Alles im Dienste des Rock'n Roll. Ob diese beiden Haudegen ausreichen um der dahinsiechenden Musikwelt ihre Substanz wiederzugeben steht noch in den Sternen. Dass uns das vor Testosteron strotzende Duo daran erinnert, dass man Musik und Geschmacksverständnis manchmal einfach nicht allzu ernst nehmen und mit einem Lächeln begegnen sollte, ist ihnen gar nicht hoch genug anzurechen.(Quelle: motor.de)
Tracklist:
01. Rize Of The Fenix
02. Low Hangin’ Fruit
03. Classical Teacher
04. Señorita
05. Deth Starr
06. Roadie
07. Flutes And Trombones
08. Ballad Of Hollywood Jack And The Rage Kage
09. Throwdown
10. Rock Is Dead
11. They Fucked Our Asses
12. To Be The Best
13. 39
Clip:
Rize of the Fenix
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