Wintersleep - Hello Hum



Hirn an Herz: „Welche kanadische Band liegt dir am meisten?“ Herz an Hirn: „Wintersleep.“ Hirn an Herz: „Warum eigentlich?“. Hier ein paar Antworten.
Es ist amtlich: Paul Murphy ist ein Meister seiner Zunft. Mindestens zwei fantastische Wintersleep-Alben und „Postdata“ sind Beweis genug. Auch „New Inheritors“ war gut, wenn auch ziemlich sperrig und etwas ausufernd. „Hello Hum“ speckt an den Stellen ab, wo man es merkt und streicht die Stärken von Wintersleep heraus. Ein Bestof-Album könnte man sagen, obwohl Bestof-Alben ihre Tücken haben. Da passt nicht immer alles zusammen. Wintersleep aber haben wohl andere Sorgen: Der Durchbruch ist ihnen ausserhalb Kanadas nie gelungen. Erstaunlich ist das deshalb, weil sie eigentlich Musik machen, die allen gefallen müsste, die entweder mit R.E.M. gross geworden sind oder sich heute von Paul Banks Stimme umhauen lassen. Aber die Wege des Musikgotts sind unergründlich. Und so sucht die Band aus Halifax weiterhin fleissig nach neuen Ansätzen, denn die alten haben sie bereits mit „Untitled“ und „Welcome to the Night Sky“ perfektioniert. Zwei Alben, so gross und stark wie Musik nur sein kann. Daran gemessen hatte es bereits „New Inheritors“ schwer und „Hello Hum“ tut uns immerhin den Gefallen, daran gar nicht erst zu denken. Denn kein Wintersleep-Album klingt wie ein anderes und ihr fünftes zeigt uns eine ziemlich vielfältige Band, die längstens da stehen müsste, wo andere bereits mit ihrem zweiten Album waren. Und nebenbei: Was Loel Campbell gestochen hat, das wissen wir nicht. Aber der Schlagzeuger ist mehr als taktangebend auf diesem Album: Auch er ist ein Meister seiner Zunft.
Klar werden sich an einem Song wie „Someone, Somewhere“ die Geister scheiden, da erinnert man sich doch unvermeidlich an frühen 90er-Pop. „Beth/Rest“ von Bon Iver erging es letztes Jahr wohl ähnlich. Gewagt ist es so oder so – und das ist in jedem Fall sympathisch, selbst wenn der Song nur dann hinhaut, wenn man ziemlich offen für Kitsch ist. Was das Herz begehrt, das liefern Wintersleep: „In Came the Flood“, „Hum“ oder „Rapture“. Natürlich täuschen diese Songs nicht darüber hinweg, dass „Hello Hum“ mit dem faden „Saving Song“ einen Bruch hinnehmen muss und die zweite Hälfte nicht immer mit der ersten mithalten kann. Da der Zug punkto Durchbruch aber eh schon abgefahren scheint, wird das diejenigen Hörer nur wenig stören, die Wintersleep längst in ihr Herz geschlossen haben. Das muss halt nur noch in den Kopf, dass die eigentlich so gross sind wie die ganz Grossen. Und auch wenn es Indiequatsch sein mag, solche Bands gerne für sich alleine pachten zu wollen: Die vertraute Stimmung, die Wintersleep entstehen lassen, funktioniert gerade im eigenen Wohnzimmer am besten. (Quelle:Exitmusic)

Tracklist:
01.) Hum

02.) In Came The Flood
03.) Nothing Is Anything (Without You)
04.) Resuscitate
05.) Permanent Sigh
06.) Saving Song
07.) Rapture
08.) Unzipper
09.) Someone, Somewhere
10.) Zones
11.) Smoke

Clip:
Smoke


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