Tausende Bands können im wahrsten Sinne des Wortes ein
Lied davon singen, bleiben sie doch viel zu schnell in ihrer Geschichte
am ersten gefundenen Sound hängen. So gut dieser im einzelnen Fall auch
sein mag, nicht selten kommt irgendwann die Reue ins Spiel, im Angesicht
dessen, was man ungenutzt gelassen hat. Die
Foals, so viel schon an dieser Stelle, werden sich diesen Selbstvorwurf nicht machen müssen.
Lange Vorrede für ein Album, dem man einen ebenso langen Vorprozess anhört. Das mit den
Foals
war Liebe auf den ersten Song bei Intro: Als 2008 das Debüt »Antidotes«
erschien, waren wir verzückt. Yannis Philippakis, Jack Bevan, Jimmy
Smith, Edwin Congreave und Walter Gervers webten aus ihrer Liebe für
deutschen Techno sowie kompliziert-mathematischen Indierock und der
Sehnsucht nach Euphorie einen Sound, der einen glücklich zuckend
zurückließ. Der Nachfolger »Total Life Forever« setzte 2010 genau dort
wieder an, verlor sich dabei vielleicht ein bisschen mehr im Prozess und
so die konkreten Hits aus dem Auge. Aber geschenkt, einmal mehr gab es
kein Vorbei an der rhythmischen Raffinesse der Band, die ihre Songs so
warm und einnehmend um einen herum tänzeln ließ. Und nun dies: Die
Foals
wollen es wissen. Sie schmeißen den eigenen Aushängesound noch mal über
Bord und begeben sich mit uns auf die Suche nach einem neuen. Das merkt
man gleich an dem Stimmung setzenden »Prelude«, an dessen Ende die Band
und man selbst so nervös ist wie vor der ersten Party. Man ahnt, dass
es eine ganz schön wilde Sache wird. »Inhaler«, das als erster Song
ausgekoppelt wurde, ist der Beginn einer Reise ins große Unbekannte:
Plötzlich hören wir verhallten Stoner Rock, der in seiner ausgestellten
Männlichkeit nicht weiter weg sein könnte von den alten
Foals. Geradezu archaisch britzelt der Song los. Danach ist die Vergangenheit Asche, und die
Foals
können alles machen. »My Number«, das dritte Stück, versprüht diese
lässige Unbekümmertheit. Alle Beteiligten wissen: Der Tunnel ist
freigelegt, wir müssen nur noch gemeinsam reinkrabbeln. Innen drin
finden sich dann viele mitreißende Hymnen, Momente der durchschnaufenden
Melancholie, ja, sehr viel Pathos auch, aber wann, wenn nicht an den
großen Weichenstellungen des Lebens, sei dieses erlaubt. Und es finden
sich auch nicht wenige Überraschungen wie der bluesige Einstieg von
»Providence« oder auch dessen geradezu hyperventilierendes Ende. Mein
persönlicher Lieblingssong ist »Late Night«, ein seltsam verspulter
Schleicher von einem Song. »I am the last cowboy in this town«, haucht
Yannis Philippakis darin, und »I feel, I feel no shame«, »it’s coming
after me, calling out your name«, »you throwed your heart away« und noch
mehr ineinanderfließende Gedanken, die man wegen des zarten Duktus’ nur
erahnen kann, getragen oder besser gedrückt von einer glühenden
Soundfläche, die einen auf dem Boden kriechen lässt, um dann, von den
Soli plötzlich wiedererweckt – man schaut völlig verdutzt nach. Ins
helle Licht.(Quelle: Intro)
Tracklist:
1. "Prelude"
2. "Inhaler"
3. "My Number"
4. "Bad Habit"
5. "Everytime"
6. "Late Night"
7. "Out of the Woods"
8. "Milk & Black Spiders"
9. "Providence"
10. "Stepson"
11. "Moon"
Clip:
Inhaler
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