Babyshambles - Sequel to the Prequel


Nie wirklich weg gewesen wären Babyshambles, sagte Pete Doherty kürzlich in einem Interview. Dafür ist allerdings verdammt viel Zeit vergangen, und statt musikalischer Neuigkeiten gab es eher das übliche Boulevard-Gewäsch zu hören. Dass Doherty beispielsweise mittlerweile in Paris lebt, und das angeblich sogar zusammen mit dem ähnlich abgerissen aussehenden Schauspieler Macaulay Culkin. Immerhin clean soll er nach Jahren der Drogensucht sein – wünschenswert wäre es jedenfalls. Des Weiteren haben Babyshambles in den letzten Jahren einige personelle Veränderungen hinnehmen müssen: Nachdem Drummer Adam Ficek 2010 endgültig ausstieg, um sich fortan um sein Soloprojekt Roses Kings Castles zu kümmern, verkündete im letzten Jahr auch sein Nachfolger Danny Goffey, dass er die Band verlassen habe. Gemeinsam mit Jamie Morrison (Stereophonics, The Noisettes) und über die Distanz zwischen England und Frankreich hat es nun aber geklappt: "Sequel to the prequel", das dritte Babyshambles-Album, ist tatsächlich fertig.
Überraschend kam das schon, und das aus allerlei Gründen. Dass es die Band überhaupt noch gab, war nicht immer ganz klar. Und Dohertys persönliche Probleme schienen noch allzu gegenwärtig zu sein. Sei's drum: Nach seinem Soloausflug "Grace/Wastelands" erinnerte man sich gern an das tief im drogengebeutelten Körper schlummernde Talent des Sängers, und nach den beiden Vorgängern "Down in Albion" und "Shotter's nation" kann man zweifelsfrei behaupten, dass "Sequel to the prequel" nicht einfach nur das Album einer Band ist, mit dem man nicht mehr gerechnet hatte, sondern vielmehr ihr reifstes. Die erste Single "Nothing comes to nothing" geht zwar noch typisch radiofreundlich auf Nummer sicher, anders in der Vergangenheit etwa "Fuck forever" oder "Delivery", prägt sich mit seiner poppig-fröhlichen Melodie aber ein und sorgt für das erste neugierige Aufhorchen.
Schon etwas schnodderiger gibt sich "Maybelline" mit seinem infektiösen Refrain und den immerwiederkehrenden Drogenmetaphern wie "I don't want your love / Bang bang, I'm gone / But I still need you now / The seeds are sewn" oder auch einem weniger durch die Blume gesagten "Oh baby, won't you crash into my arms". Eine interessante Mischung aus Reggae und Ska gibt es im trügerischen "Dr. No", während das grandiose "Farmer's daughter" an frühere Mitgröhler wie "Killamangiro" oder "UnBilo titled" erinnert. Beinahe countrylastig präsentiert sich hingegen "Fall from grace", in dem sich Doherty mit den Fehlern aus der Vergangenheit auseinanderzusetzt: "So take it from the man who surfed the sorrow / Who spilt the salt into the sea / Who stole the whiskey from the bottle / And sold his soul to destiny". Geschrieben hat er den Song übrigens mit John Robinson (The Bandits), der auch bei "I am the rain" auf "Grace/Wastelands" seine Finger im Spiel hatte.
Die zweite Hälfte von "Sequel to the prequel" läutet der Titeltrack ein, der mit leisen Studiogeräuschen beginnt und letzten Endes genau das Bild von Doherty offenbart, das sich in all den Jahren eingebrannt hat: jenes vom britischen Lebemann mit Hut, Schal und Kippe im Mundwinkel, der durch die Bars zieht und die dort anwesenden Damen observiert. Dass das Stück dabei klingt, als sei es aus dem England des Zweiten Weltkriegs entsprungen, macht dabei einen Großteil seines Charmes aus. "Picture me in a hospital" hebt sich dann dank eines kleinen Streichorchesters, das die ansonsten recht minimal-akustische Melodie trägt, zwar deutlich von den restlichen Songs ab, behandelt aber dennoch ein ernstes Thema: Bassist Drew McConnell wurde 2011 auf dem Fahrrad von einem Auto angefahren. Dass es genau diese schlimmen Umstände waren, die Babyshambles wieder ins Studio geführt haben — ja, obwohl sie eigentlich nie weg waren — könnte man vielleicht als Schicksal bezeichnen. Und dass ausgerechnet Pete Doherty, dem man noch vor zehn Jahren nicht mehr lange gegeben hätte, es tatsächlich so weit geschafft hat mit und in seinem Leben, dürfte wohl eher Glück sein. Für ihn, für Babyshambles — und für seine Fans. (Quelle: plattentests)

Tracklist:
01 – Fireman
02 – Nothing Comes to Nothing
03 – New Pair
04 – Farmer’s Daughter
05 – Fall from Grace
06 – Maybeline
07 – Sequel to the Prequel
08 – Dr. No
09 – Penguins
10 – Picture Me in A Hospital
11 – Seven Shades of Nothing
12 – Minefield
13 – Cuckoo
14 – Stranger in My Skin
15 – The Very Last Boy Alive
16 – After Hours
17 – Dr. No (Demo)

Clip:
Nothing Comes To Nothing

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