Peter Gabriel - I'll scratch yours

 
Mit Coversongs ist das so eine Sache. Nur wenige Neuaufgüsse alter Songs können rundum überzeugen, selten sind sie besser als das Original. Das trifft auch auf das Tribute-Album für Peter Gabriel zu.
Mit Coversongs ist es – je nach Blickwinkel des Fans wohlgemerkt – gemein hin so eine Sache. Nur wenige Neuaufgüsse alter Songs können rundum überzeugen, selten sind sie besser als das Original. Noch gravierender weil schmerzhafter ist die Fallhöhe bei kompletten Coveralben. Sieht man einmal von der ausnahmslos grandiosen American-Recordings-Reihe von Country-Legende Johnny Cash ab, gibt es in diesem Bereich eigentlich nur unzählige Tributalben voller Minenfelder. Viele Coverversionen sind oft aus zwei Gründen schon vor der ersten Studioaufnahme zum Scheitern verurteilt: Wenn die (meist) jungen Interpreten respektive Fans dem (meist) alten und (meist) verehrten Original zu sehr huldigen wollen. Oder, andere Richtung, wenn sie mit der Brechstange auf Teufel komm raus anders klingen wollen, als das Original.

Selbst Altmeister wie Peter Gabriel sind vor Fehlschlägen nicht gefeit. Vor drei Jahren versuchte sich der frühere Genesis-Frontmann an einem reinen Coveralbum und würdigte auf „Scratch My Back“ mit orchestraler Begleitung einer Handvoll seiner Lieblingsinterpreten. Das Ergebnis war – je nach Blickwinkel des Fans – zwiespältig. Während Gabriels gehauchte Version von David Bowies Klassiker „Heroes“ ungemein Charme hatte, klang beispielsweise seine Darbietung von „Philadelphia“ von Neil Young doch arg bemüht.
Real World „And I´ll Scratch Yours“, VÖ: 20. September

Drei Jahre später erfolgt nun dennoch die Retourkutsche, versammeln sich unter dem spiegelbildlichen Titel „And I´ll Scratch Yours“ überwiegend genau jene Musiker, deren Lieder sich Gabriel damals geschnappt hatte. Das Ergebnis ist – je nach Blickwinkel des Fans – zwiespältig. Während Paul Simon der Apartheid-Anklage „Biko“ im schlichten Gitarren-Gewand nichts Neues entartelocken kann und Brian Eno „Mother of Violence“ zu Industrialklängen vergewaltigt, bestechen vorrangig die ruhigeren und einfühlsameren Versionen von „Blood Of Eden“ (Regina Spektor), „Come Talk To Me“ (Bon Iver) oder „Don´t Give Up“ (Feist).

„Ich wollte, dass sich Künstler meine Songs inhaltlich zu eigen machen und etwas Neues schaffen. Es ist in allen Fällen gelungen“, freut sich der 63-Jährige und hebt im FOCUS-Interview Lou Reeds schräge Version von „Solsbury Hill“ hervor. „Typisch Lou, typisch großartig, ein Flehen um Erbarmen.“

Die tiefe Verbeugung aller Artisten vor Peter Gabriel mag zwar im Gesamtkontext nicht hundertprozentig funktionieren, da sie bei manchen zum Kniefall wird, hat am Ende aber einen ungemein positiven Neben- wenn nicht gar Haupteffekt: Man greift unweigerlich zu Gabriels Originalalben, und stellt erfreut und fasziniert zugleich fest, was für Perlen der Altmeister schon im Laufe seiner beeindruckenden Karriere geschrieben und gesungen hat. (Quelle: Focus)

Tracklist:
1. I Don’t Remember (with David Byrne) (3:38)
2. Come Talk to Me (with Bon Iver) (6:20)
3. Blood of Eden (with Regina Spektor) (4:39)
4. Not One of Us (with Stephin Merritt) (3:49)
5. Shock the Monkey (with Joseph Arthur) (5:49)
6. Big Time (with Randy Newman) (3:29)
7. Games without Frontiers (with Arcade Fire) (3:22)
8. Mercy Street (with Elbow) (5:28)
9. Mother of Violence (with Brian Eno) (3:00)
10. Don’t Give Up (with Feist feat. Timber Timbre) (5:28)
11. Solsbury Hill (with Lou Reed) (5:24)
12. Biko (with Paul Simon) (4:19)

Clip:

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