Zara Larsson - So Good




Wo ist Kollege Pascal Bremmer, wenn man ihn mal braucht? Der Meister aller Penis-Witze hätte nämlich vielleicht noch die eine oder andere Anmerkung zu Zara Larssons Feldversuch auf Lager, der damit endete, dass ihr Bein bis zum Knie in einem handelsüblichen Kondom Platz fand. Eine kleine Instagram-Spinnerei aus dem Jahr 2015, von der die Schwedin gar nicht glauben kann, dass die Leute immer noch darüber reden – weswegen Plattentests.de sie glatt noch einmal aufwärmt. Nur eben ohne Kollege Bremmer. Was sagte einst der Chef zu "Lush life", dem hyperaktiv hüpfenden Elektro-Pop-Hit mit den 451 Millionen YouTube-Plays? "Wie bekommt man das Ding eigentlich wieder aus dem Ohr?" Berechtigte Frage. Und Latexallergiker Pilgrim? Könnte über Larssons zweites Album sagen: "Außer 'Lush life' sorgen alle Songs für Langeweile." Aber so einfach ist es nicht.
Oder doch? Zumindest kommt "So good" mit dem eher blassen, auf gemächlichen Breakbeats dahersäuselnden "What they say" recht behäbig in Tritt – das aber längst nicht so schmerzt wie "This one's for you", der hymnisch getarnte, aber hauptsächlich rechtschaffen stumpfe Autotune-Bumser, den Larsson anlässlich der 2016er EM-Eröffnungsfeier mit David Guetta performte. Und da der hier dankenswerterweise nicht vertreten ist, steht man diesem Album gleich eine Spur milder gestimmt gegenüber. Zugegeben: "I would like", das direkt nach "Lush life" erst einmal einen schweren Stand in der Tracklist hat, ist dem blamablen Stadion-Rohrkrepierer aufs zweite Ohr gar nicht so unähnlich, verzichtet aber auf allzu überstiegene Vocal-Kapriolen, hält stattdessen den Spannungsbogen aufrecht und macht mit einer geschwinden Synthie-Linie Druck. Und noch ein Hit.
Den "So good" auch nötig hat – denn in der Folge geht es längst nicht so schlüssig zu. Was in erster Linie mit einer vielköpfigen Produzentenriege zu tun hat, zu der unter anderem der Brite MNEK und US-Schmalzoni Charlie Puth gehören. Und damit, dass Larsson sich nicht mit straighten Klopfern zufriedengibt, sondern auch Dubstep-Beats, HipHop-Fetzen und R'n'B integriert – schließlich zählt vor allem Beyoncé zu ihren Vorbildern. Nun wäre es verfehlt, von der Platte einer noch schulpflichtigen 19-Jährigen die gleiche Relevanz wie etwa von "Lemonade" zu erwarten – das verwässerte Titelstück im Duett mit Ty Dolla $ign ist aber ebenso wenig eine Lösung wie das quasi-feministische Feigenblatt "Make that money girl". Erst recht nicht, wenn andere Stücke "You're too good for me" oder "Everybody makes mistakes / Don't let me be yours" konstatieren.
Die Skandinavierin freut sich indessen auf den Charterfolg, den ihr Song mit Clean Bandit vermutlich einfahren wird. Und jener gewichtslose Trance-Pop von "Symphony" ist in der Tat so übel nicht, wiewohl eine latente "Rather be"-Kopie. Dreckiger gibt sich der infektiöse, M.I.A.-lastige Brecher "Ain't my fault" mit bockiger Bollywood-Sequenz, und im angefolkten "Only you" lässt sich Larsson immerhin zu einem "I don't wanna shower even if I stink / I don't wanna wash you off my skin" hinreißen. In der halben Piano-Ballade "I can't fall in love without you" heißt es gar: "Don't you think I give a fuck about who you fuck." Und alles, ohne Penis zu sagen. Nicht dass das ungeachtet der Überschrift dieser Rezension zu erwarten gewesen wäre. Ein etwas weniger richtungsloses Album hätte es jedoch schon sein dürfen. "So good" aber gibt es leider nicht in besser.(Quelle: Plattentests)


Tracklist:
01. What They Say [00:03:38]
02. Lush Life [00:03:21]
03. I Would Like [00:03:46]
04. So Good (feat. Ty Dolla sign) [00:02:46]
05. TG4M [00:02:52]
06. Only You [00:03:42]
07. Never Forget You [00:03:33]
08. Sundown (feat. WizKid) [00:03:25]
09. Don't Let Me Be Yours [00:03:19]
10. Make That Money Girl [00:03:18]
11. Ain't My Fault [00:03:44]
12. One Mississippi [00:03:07]
13. Funeral [00:03:35]
14. I Can't Fall in Love Without You [00:03:00]


Clip:
Ain't my fault

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