Frindly Fires - Pala

Utopistischer, dionysisch-enthemmter Tanzreigen? Aber sicher doch. Die Friendly Fires servieren "Pala". Von der noch etwas griffigeren Schrägheit des selbstbetitelten Debüts von 2008 – das wohl tatsächlich noch dem Genre-Label Dance-Punk gerecht wurde - ist fast nichts mehr zu spüren. Gegen die wabernden Synthie-Flächen, stampfenden Beats und den vordrängelnden Gesang kommt auch kaum etwas an, selbst die unglaublich groovigen Bassläufe zeitweise nicht. Der Albumtitel ist eine Anspielung auf Aldous Huxleys letzten, utopischen Roman "Eiland", auf eben welchem sich der Ort Pala findet. Mit diesem wird das Bild eines humanistisch aufgeklärten Gegenstückes zum Paradies gezeichnet. Außerdem findet hier eine Verschmelzung von westlicher und östlicher Kultur und Philosophie statt und Huxleys Interesse für die Wirkung psychedelischer Drogen wird offenbar. Die pazifistische Gesellschaft Palas geht jedoch schließlich an Gier und Verrat zugrunde. Sich derartiges auf die musikalische Fahne zu schreiben, ist natürlich ein gewagter Schritt und die Frage drängt sich auf, was außer einem etwas seichten "Alles ist endlich, lebe im Moment"-Motto in diesem Disco-/Dance-Werk verwertet worden ist. Zunächst beginnt das Album mit "Live Those Days Tonight" vielversprechend: Eine breite Dance-Pop Soundlandschaft in die die Vocals von Frontmann Macfarlane förmlich hineintanzen, weckt Assoziationen an Jamiroquai. Bereits das folgende "Blue Cassette" dreht die musikgeschichtliche Uhr in den 80er-Kitsch zurück: "As I hear your voice / It sets my heart on fire." und "And I can't stop the reels from turning." Weg vom vormalig herrschenden Indie-, hin zum 80er Elektro-Pop, der im falsettigen "Running Away" gleich weiterzelebriert wird. Hier überzeugt vor allem der fett geslappte Bass, und ist es gar ein Glockenspiel, das da erklingt? "Hawaiian Air" wiederum ist ein sehr gelungenes, luftiges Stück, das wieder auf etwas Friendly Fires-gewohnterer verspielter Rhythmik balanciert. "Hurting" ist derartig mit Bombast und Kitsch überladen, dass man sich schon ein wenig fragt, ob die drei Herren aus St. Albans es nicht langsam ein wenig übertreiben, denn - bei aller Liebe - verbraucht sich diese folgende, enthusiastische Rückbesinnung in aufgeblähter Produktion schon nach einer Weile und die, öfters an diverse Boy-Groups der 90er gemahnenden Vocals, strengen auch nach gar nicht so langer Zeit an. Mit "True Love" heizen die Friendly Fires dann jedoch noch einmal funkig ein, wobei man angehalten ist, die - mit allerhand "Oh, Oh, Oh" gespeisten - textlichen Ausgeburten vom Kaliber "All I want is to feel true love" zu ignorieren. Als tanzbar erweisen sich wahrscheinlich alle Tracks, nicht mehr, allerdings auch nicht weniger. Schon das Paradiesvogel-Cover macht ziemlich deutlich, was hier herrscht: Zur Blindheit führende Buntheit. Wahrscheinlich ist das Material der live sehr hochgelobten Band auch primär für den Disko-Tanzreigen geeignet. Zum anderweitigen Gebrauch - und vor allem um es am Stück genießen zu können - ist es einfach zu glatt und zu vollgepackt. Streng vertraulichen Quellen zufolge, geht der Trend ja auch angeblich wieder in minimalistischere Richtungen. Also: Auf zum Abgehen! Aber bitte schön darauf achtgeben, dass beim Tanzen die Glitterhose nicht allzu sehr verknittert. (Quelle:motor.de)

Tracklist:
01 – Live Those Days Tonight

02 – Blue Cassette
03 – Running Away
04 – Hawaiian Air
05 – Hurting
06 – Pala
07 – Show Me Lights
08 – True Love
09 – Pull Me Back To Earth
10 – Chimes
11 – Helpless


Clip:
Friendly Fires - Pala

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