Panda Bear - Tomboy

Anders und doch irgendwie gleich sollte Panda Bears neues Album „Tomboy“ werden. Anders in der Art und Weise wie das Album produziert wurde und gleich im Hinblick auf die Veröffentlichungsart. Noah Lennox, der gebürtig aus Baltimore kommt, wollte für sein viertes Album eine eher organische Art der Produktion wählen und lässt für das „burschikose Mädchen“ die Sampler lieber im Regal belassen. Stattdessen griff er mehr auf Gitarren und seinen Korg-Synthesizer zurück. Der Veröffentlichungsstrategie in Form von Singles auf unterschiedlichen Labels wie Domino, Kompakt, FatCat und Paw Tracks blieb er aber treu. Herausgekommen ist ein Elf-Song-Album, das in seinen klanglichen Auswüchsen stets über sich hinauswächst. Zwar klingt er auf dem in Lissabon aufgenommenen „Tomboy“ nicht erstmalig wie auf einem Animal Collective-Album, aber der direkte Vergleich zur letzten EP seiner Heimatgruppe ist hier doch mehr als auffällig. Beide, Animal Collective und Panda Bear, waren sich in ihren experimentellen Ambient, IDM und Neo-Psychedelia-Pop-Anleihen noch nie so nahe wie in 2011. Die Nachwirkungen der „Fall Be Kind“-EP sind mit ihren ausufernden Klangteppichen omnipräsent.



Dabei spielt aber nicht nur die alles umhüllende Instrumentierung Panda Bears eine tragende Rolle. Es ist im ganz besonderen Maß seine dünne, aber stets angestrengte Stimme, die „Tomboy“ seinen unverkennbaren Stempel aufdrückt. Wo er noch im kürzesten Stück „You Can Count On Me“ hallend-wabernde Synthesizer-Wände aufzieht und seine Stimme wie ein meditatives Instrument einsetzt, bricht schon im folgenden „Tomboy“ erstmalig ein schnaufender Rhythmus zu orgelgleichen Klängen und schrabbelnden Gitarren aus. Denn neben den Gitarren und Synthesizern war es auch eines der Ziele Lennox', verstärkt Rhythmen unterzubringen.



Diese sind aber wie der restliche Eindruck des Albums auch eher als seichte und sphärische Untermalung zu verstehen. Auf „Tomboy“ drängt sich nichts wirklich in den Vordergrund, sondern verschwimmt in einer schlägelnden, blubbernden Masse aus ruhigen Pop-Klängen („Surfer's Hymn“). Es kommen zwar verhältnismäßig dynamischere und präsentere Rhythmen wie in „Slow Motion“, „Last Night At The Jetty“ oder „Afterburner“ zum Vorschein. Der überwiegende Eindruck bleibt aber sehr sakral und zurückhaltend in sich gekehrt. „Scheherazade“ ist in seinem warmen Hall, der wie aus einer Kirche zu kommen scheint, das wohl extremste Beispiel in diesem Zusammenhang. Aber auch „Drone“, das mit seinem langsamen Dröhnen und dem schrillen Synthesizer seinem Namen alle Ehre macht, ist eines dieser psychedelisch atmenden Lieder. Aber, auch wenn Panda Bear wie im Halluzinogen seine Songs auf „Tomboy“ arrangiert, ist und bleibt es ein schillernder Trip in ruhigen Gewässern, der sein Ende in „Benfica“ findet. Vielleicht hätte er sich doch etwas mehr von Animal Collective und seinen neuen Produktionsansätzen entfernen sollen. Die Aufmerksamkeit hat er jedoch mit seinen tiefgehenden Emotionalitäten, wenn man sie ihm denn schenkt. (Quelle: crazywire.de)

Tracklist:
01 – You Can Count On Me

02 – Tomboy
03 – Slow Motion
04 – Surfer’s Hymn
05 – Last Night At The Jetty
06 – Drone
07 – Alsatian Darn
08 – Scheherezade
09 – Friendship Bracelet
10 – Afterburner
11 – Benfica


Clip:
Tomboy

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