Austra - Feel it break

Formal streng, emotional nahegehend und mit einer Handvoll exzellenter Songs – ein bemerkenswertes Debütalbum der Kanadier. „Into the darkness“ ist zwar das durchaus wegweisende Textmotiv des Openers auf „Feel It Break“ und trotzdem erscheint es doch arg befremdlich, wenn – man stolpert dauernd drüber – die recht hochgehandelten Newcomer Austra als eine Art „Goth“ für den Dancefloor kategorisiert werden. Klar, es gibt eine durchweg verhaltene Grundstimmung, eine melancholische Tiefergelegtheit und – da sind wir beim Hauptmissverständnis – eine klassisch ausgebildete Sängerin. Mit der im Pre-Teen-Alter angepeilten Opernkarriere wurde es dann doch nichts für Katie Stelmanis, dafür aber mit diversen Stationen durch die Musik- und Queerszene von Toronto. Austra ist Stelmanis, auch wenn man offiziös als Trio agiert, ihr Debütalbum zählt zu den bemerkenswerteren des Jahres, schon deshalb, weil es vermag, einen enormen Achtungs- und Hinhöreffekt zu erzielen, der nicht auf Effekthascherei sondern auf einem formal streng angelegten und trotz bekannter Mittel einigermaßen ungewöhnlichen Soundkonzept beruht. Basis dafür ist eine strikt electroid gehaltene, fast schon karg angelegte Beatstruktur, die mit nur wenigen sphärischen Flächen und einigen alarmierend agierenden Sound-Kontrapunkten angereichert werden, während über allem die jederzeit dominierende Stimme Stelmanis’ schwebt. Die ist von Haus aus dunkel eingefärbt, hat ein sehr eigenes Charisma und lässt sich bei aller Prägnanz doch nicht einengen. Der Stimme unterordnen müssen sich auch die Lyrics, Worte werden bei Austra vornehmlich nach Klang verwendet, es geht hier weniger um den eigentlichen Wortsinn, als um das Gefühl für eine zweite Sinnhaftigkeit, die dem Alltagsgebrauch von Sprache als Kommunikationsmittel mindestens ebenbürtig ist. Obwohl „Feel It Break“ alles andere als überproduziert ist, ergibt sich so eine erstaunlich dichte Atmosphäre. Nur wenige tragende musikalische Elemente halten die Tracks zusammen, sehr zielgerichtet und mit präziser Effizienz verbaut wurden sie allerdings. In seiner Gesamtheit entwickelt das Album denn auch einen spürbaren Bann, der es schwermacht, vom Prinzip des durchgängigen Albumhörens abzurücken – trotz der beiden beachtlich floortauglichen Auskopplungen „Beat And The Pulse“ und vor allem „Lose It“. Oder den Widerhaken setzenden „Hate Crime“ und „Shoot The Water“. Oder dem wirklich synthiehymnenhaft ins Kitschige zielende „The Noise“. Es herrscht also letztendlich eine verblüffend hohe Dichte an exzellenten Songs auf „Feel It Break“, das ja eigentlich gar nicht auf die Kurzatmigkeit angelegt ist. Hervorragend. (Quelle: motor.de)

Tracklist:
1. Darken Her Horse

2. Lose It
3. The Future
4. Beat And The Pulse
5. Spellwork
6. The Choke
7. Hate Crime
8. The Villain
9. Shoot The Water
10. The Noise
11. The Beast


Clip:
austra-lose-it_music

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