Shearwater- Animal Joy
Bei den berüchtigten Dreharbeiten zu "Fitzcarraldo" stellte Regisseur Werner Herzog einst in Bezug auf den südamerikanischen Dschungel fest: "There is some sort of a harmony. It's the harmony of overwhelming and collective murder […] I love it against my better judgement." Die Ehrfurcht einflößende Unordnung des wahrhaft Natürlichen – gleich ob es dies je wirklich gegeben hat oder nicht vielmehr die Projektion menschlicher Gelüste nach Ursprünglichkeit darstellt – wirkt als Faszinosum und Schreckensszenario gleichermaßen. Jonathan Meiburg, Sänger und Kopf von Shearwater, teilt nicht nur Herzogs Faszination und Liebe zur Pflanzen- und vor allem Tierwelt, er weiß auch um die dort vorherrschende, obszöne Gewalttätigkeit, die das vordergründig so zivilisierte Leben der mühsam domestizierten Bestie Mensch letztlich in einem recht fahlen Licht erscheinen lässt.
Seit er zusammen mit dem Okkervil River-Boss Will Sheff das Projekt Shearwater ins Leben rief, diente dem studierten Ornithologen die Tierwelt als Inspirationsquelle; natürliche Ursprünglichkeit und damit einhergehende Fantasien von Vereinsamung zogen sich als roter Faden durch das künstlerische Schaffen der Texaner. Das mittlerweile siebte Studioalbum trägt die omnipräsente Thematik nun schon im Titel und auch das Cover spannt bereits den Bogen von der eingangs angestellten Überlegung zur subtilen Bedrohlichkeit von Flora und Fauna, die sich reflexiv im Sound der elf neuen Songs wiederfindet.
Schon der Opener "Animal Life" versprüht dabei alles, was diese Band seit einigen Jahren auszeichnet: waren die frühen Veröffentlichungen noch von eher klassischem Folk-Rock geprägt, schweiften Shearwater spätestens seit dem 2008 erschienenen "Rook" in Sphären ab, denen das Theatralische und weit ausholende Schwermut nicht fremd waren. Doch wie bisher, erden sie auch auf "Animal Joy" ihre Arrangements so geschickt, dass es keiner überladenen Produktion bedarf, um im positivsten Sinne des Wortes pathetisch zu wirken. Vor allem Multiinstrumentalist und Percussion-Magier Thor Harris sorgt in diesem Zusammenhang mit seinem ungestümen Störfeuer immer wieder für das nötige Reibungspotenzial, während Meiburg seine majestätischen, teils umwerfend schönen Melodie-Skizzen ausbreitet.
Natürlich steht und fällt diese Musik nach wie vor mit dem unnachahmlich kraftvollen Gesang, von dem, so umschrieb Meiburg es einst selbst im Interview, erst nach und nach klar wird, wozu sie wirklich in der Lage ist. Sollte er vorhaben, sich gesanglich noch weiter zu verbessern, wird es allerdings langsam unheimlich, gehört er mit diesem Organ doch bereits jetzt mit Sicherheit zu einer der profiliertesten Stimmen des inzwischen eh viel zu eng gewordenen Korsetts namens Indie-Rock. In seinem Repertoire findet der stilsichere Ästhet, inklusive treffsicherem Falsett, genauso Platz, wie kratzbürstige Verzweiflung. Meiburgs enorme Spannbreite und Präsenz allein würde für das Setzen von Glanzpunkten wie "You As You Were" bereits genügen, wird darüber hinaus aber auch perfekt inszeniert.
Mag sich "Animal Joy" insgesamt auch als das wohl bisher geradlinigste und rockigste Werk dieser Truppe gerieren, ohne den entscheidenden Funken Art-Pop geht es dann doch nicht. Dafür bedarf es genau genommen nur der gekonnten Abwechslung und dem pointierten Glanz vom Chef persönlich. Rumpelige Atemlosigkeit in "Breaking The Yearlings" hier, Entrücktheit und sukzessiver Spannungsaufbau bei "Insolence" da – Shearwater wissen, dass sie ihre Asse besser gezielt einsetzen, um die Wirkung beim Hörer zu vervielfachen.
Umso beglückender ist es dann, wenn "Star Of The Age" ausgangs noch einmal die volle Breitseite präsentiert und einen mit dem Gefühl zurück lässt, dass hier eine Band mehr und mehr an sich selbst wächst. Vielleicht wird sich Will Sheff inzwischen seine Gedanken machen, weshalb er Shearwater den Rücken und sich vollends Okkervil River zugewandt hat. Deren zuletzt eher überproduzierter Durchschnitt bleibt mittlerweile weit hinter dem einstigen Nebenprojekt zurück.(Quelle: Motor.de)
Tracklist:
01. Animal Life
02. Breaking The Yearlings
03. Dread Sovereign
04. You As You Were
05. Insolence
06. Immaculate
07. Open Your Houses (Basilisk)
08. Run The Banner Down
09. Pushing The River
10. Believing Makes It Easy
11. Star Of The Age
Clip:
Shearwater - Animal Joy
Seit er zusammen mit dem Okkervil River-Boss Will Sheff das Projekt Shearwater ins Leben rief, diente dem studierten Ornithologen die Tierwelt als Inspirationsquelle; natürliche Ursprünglichkeit und damit einhergehende Fantasien von Vereinsamung zogen sich als roter Faden durch das künstlerische Schaffen der Texaner. Das mittlerweile siebte Studioalbum trägt die omnipräsente Thematik nun schon im Titel und auch das Cover spannt bereits den Bogen von der eingangs angestellten Überlegung zur subtilen Bedrohlichkeit von Flora und Fauna, die sich reflexiv im Sound der elf neuen Songs wiederfindet.
Schon der Opener "Animal Life" versprüht dabei alles, was diese Band seit einigen Jahren auszeichnet: waren die frühen Veröffentlichungen noch von eher klassischem Folk-Rock geprägt, schweiften Shearwater spätestens seit dem 2008 erschienenen "Rook" in Sphären ab, denen das Theatralische und weit ausholende Schwermut nicht fremd waren. Doch wie bisher, erden sie auch auf "Animal Joy" ihre Arrangements so geschickt, dass es keiner überladenen Produktion bedarf, um im positivsten Sinne des Wortes pathetisch zu wirken. Vor allem Multiinstrumentalist und Percussion-Magier Thor Harris sorgt in diesem Zusammenhang mit seinem ungestümen Störfeuer immer wieder für das nötige Reibungspotenzial, während Meiburg seine majestätischen, teils umwerfend schönen Melodie-Skizzen ausbreitet.
Natürlich steht und fällt diese Musik nach wie vor mit dem unnachahmlich kraftvollen Gesang, von dem, so umschrieb Meiburg es einst selbst im Interview, erst nach und nach klar wird, wozu sie wirklich in der Lage ist. Sollte er vorhaben, sich gesanglich noch weiter zu verbessern, wird es allerdings langsam unheimlich, gehört er mit diesem Organ doch bereits jetzt mit Sicherheit zu einer der profiliertesten Stimmen des inzwischen eh viel zu eng gewordenen Korsetts namens Indie-Rock. In seinem Repertoire findet der stilsichere Ästhet, inklusive treffsicherem Falsett, genauso Platz, wie kratzbürstige Verzweiflung. Meiburgs enorme Spannbreite und Präsenz allein würde für das Setzen von Glanzpunkten wie "You As You Were" bereits genügen, wird darüber hinaus aber auch perfekt inszeniert.
Mag sich "Animal Joy" insgesamt auch als das wohl bisher geradlinigste und rockigste Werk dieser Truppe gerieren, ohne den entscheidenden Funken Art-Pop geht es dann doch nicht. Dafür bedarf es genau genommen nur der gekonnten Abwechslung und dem pointierten Glanz vom Chef persönlich. Rumpelige Atemlosigkeit in "Breaking The Yearlings" hier, Entrücktheit und sukzessiver Spannungsaufbau bei "Insolence" da – Shearwater wissen, dass sie ihre Asse besser gezielt einsetzen, um die Wirkung beim Hörer zu vervielfachen.
Umso beglückender ist es dann, wenn "Star Of The Age" ausgangs noch einmal die volle Breitseite präsentiert und einen mit dem Gefühl zurück lässt, dass hier eine Band mehr und mehr an sich selbst wächst. Vielleicht wird sich Will Sheff inzwischen seine Gedanken machen, weshalb er Shearwater den Rücken und sich vollends Okkervil River zugewandt hat. Deren zuletzt eher überproduzierter Durchschnitt bleibt mittlerweile weit hinter dem einstigen Nebenprojekt zurück.(Quelle: Motor.de)
Tracklist:
01. Animal Life
02. Breaking The Yearlings
03. Dread Sovereign
04. You As You Were
05. Insolence
06. Immaculate
07. Open Your Houses (Basilisk)
08. Run The Banner Down
09. Pushing The River
10. Believing Makes It Easy
11. Star Of The Age
Clip:
Shearwater - Animal Joy
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