Paramore - After Laughter


Keine Frage: Dass die 80er-Jahre musikalisch in der vergangenen Dekade in allen Variationen ein riesiges Comeback erlebten, steht bereits in den Popgeschichts-Werken. Und doch gibt es diese Alben, die einen kurz zweifeln lassen, ob das nun nach 1987 oder 2017 klingt. Die neue Platte der US-Band Paramore ist so ein Fall: Wenn Frontfrau Hayley Williams auf "After Laughter" zu singen beginnt, könnte das - für einen kurzen Moment - auch die junge Madonna oder Cyndi Lauper sein. Damit durchschreitet das extravagante (Neu-)Trio jenes bunte Jahrzehnt weiter: Waren auf den Vorgängeralben noch Punk- und Wave-Anleihen zu hören, sind diese nun dem reinen Pop gewichen. Eine Überraschung scheint aber vor allem, dass nach vier Jahren überhaupt noch ein fünfter Langspieler der Band aus Tennessee erscheint: Nach 2013 hatten sich Paramore heillos zerstritten. Der Neuanfang steht ihnen gut.
Es muss wohl eine Art Schlammschlacht gewesen sein: Nach dem selbstbetitelten "Paramore" 2013 kam es zu einem Rechtsstreit zwischen den Mitgliedern der Band, in dessen Folge das Geschwisterpaar Josh und Zac Farro die Gruppe verließ. An kreative Arbeit war nicht zu denken; und mit den unterschiedlichen Ersatzversuchen scheint es auch nicht ganz geklappt zu haben - zur Freude der Fans. Zumindest Zac ist wieder mit dabei und begleitet Sängerin Williams und Mit-Songwriter Taylor York an den kaum mehr hart gespielten Drums.
Es scheint, als wolle man die Vergangenheit erst einmal zugunsten der Musik ruhen lassen: "Don't ask me how I've been" fordert Williams auf "Fake Happy", einem von wenigen Stücken, das noch ein wenig den College-Punk-Spirit von früher anschneidet. Ansonsten geht es etwa auf "Hard Times" und "Told You So" verspielt und tanzbar zu. Paramore versuchen jene Essenz von Pop zu treffen, die Mitte der 80er-Jahre definiert wurde - und heute noch gültig ist. Doch die Titel lassen es vermuten: In den Texten blitzt nach wie vor eine große Nachdenklichkeit und Traurigkeit über die Welt durch.
Der Widerspruch zur treibenden catchy Musikuntermalung, die den 80er-Vorbildern in nichts nachsteht, fällt nur auf den ersten Blick auf. Im Grunde zeigen Paramore, wie viel Melancholie unter der bunten Oberfläche dieses Jahrzehnts immer steckte. Dabei gelingt es Williams' Stimme hervorragend, zwischen Form und Inhalt zu vermitteln: Mit überbordender Energie, Emotion und Variation zelebriert die 28-Jährige noch einmal die Hochs und Tiefs des Jungseins; während sie den Herausforderungen des verantwortungsvollen Erwachsenseins bereits mit reifem Mut begegnet. Vielleicht war der Bandstreit der letzten Jahre ja doch für etwas gut.(Quelle: Mittelbayern)

Tracklist:
01. Hard Times 03:02
02. Rose-Colored Boy 03:32
03. Told You So 03:09
04. Forgiveness 03:39
05. Fake Happy 03:55
06. 26 03:41
07. Pool 03:52
08. Grudges 03:07
09. Caught In The Middle 03:34
10. Idle Worship 03:18
11. No Friend 03:23
12. Tell Me How 04:20

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