Bill Fay - Life is people
Es gab nur zwei Platten, die bei John Henry aus Nevada City, Kalifornien Anfang der 70er Jahre auf dem Plattenteller rotierten: Bill Fays selbstbetiteltes Debüt aus dem Jahre 1970 und sein unmittelbarer Nachfolger „Time Of The Last Persecution“. John Henry liebte diese Platten voller Romantik und Melancholie - nur war er leider einer der wenigen, denen es so ging. Beide Alben - erschienen beim Rolling-Stones-Label Decca Records - waren glatte Flops. Und so verlor Bill Fay seinen Plattenvertrag. Es wurde ruhig um den heute 69jährigen. Zu ruhig für Joshua Henry, dem Sohn von John Henry aus Nevada City. Joshua ist heute 32 und Musikproduzent in L.A. - in Erinnerung an die Platten seines Vaters holte er den Briten Bill Fay nach über 30 Jahren zurück in ein Studio. Ergebnis: Das wohl rührendste und beste Spätwerk der letzten Jahre. Und die späte Würdigung eines hochtalentierten Songwriters.
Bill Fay wurde mit der Zeit zur Legende und zum Insider-Tipp. Ende der 90er wurden die beiden Alben erstmals auf CD wiederveröffentlicht, die ersten Schritte auf dem Weg zum jetzt erfolgten Comeback, wie Bill Fay im Booklet des neuen Albums schreibt.
Chris Swanson, Mitbegründer des US-Indie-Labels „Dead Oceans“, hält Bill Fays „Time Of The Last Persecution” für eines der zehn besten Alben aller Zeiten. Sein Label - Heimat von Bands wie der Akron/ Family und The Tallest Man on Earth - finanzierte die Studiosessions und veröffentlicht „Life Is People“. Chris Swanson ist aber nicht der einzige idealistische Bill-Fay-Fan: David Tibet von Current 93 veröffentlichte Mitte der Nuller Jahre auf seinem eigenem Label verschollene Demos und Studioaufnahmen. Und dann wäre da noch: Jeff Tweedy, Mastermind von Wilco, der Fays Song „Be Not So Fearful“ coverte und zur Anti-Bush-Hymne umfunktionierte. Nur logisch also, dass Tweedy auch auf „Life Is People“ zu hören ist. Einmal im Duett mit seinem Idol auf „This World“, und dann gibt es da noch das vielleicht beste Cover eines Wilco-Songs: „Jesus etc.“
Auch auf “Life Is People” bleibt Fay seinen Themen aus den frühen 70er Jahren treu:
Biblische Metaphern voller Melancholie, Songs über Tod und Vergänglichkeit lassen eine eigene kleine Apokalypse im Vorgarten des Working-Class-Reihenhauses entstehen. Songs wie „Never Ending Happening“, „Be At Peace With Yourself“ oder „Thank You Lord“ spiegeln die Abgeklärtheit eines Mannes wider, der viele Enttäuschungen verarbeiten musste. Dabei denkt man an andere Spätwerke der letzten zehn Jahre, an Leute wie Warren Zevon, der sein letztes Album „The Wind“ schon im Bewußtsein aufnahm, dass er die Veröffentlichung nicht mehr erleben würde. Oder an Robert Forsters „The Evangelist“, das in großen Teilen den Tod von Go-Betweens-Kamerad Grant McLennan verarbeitet.
Aber insgeheim wünschen sich nicht nur Joshua und John Henry schon jetzt neue Songs des 69jährigen Melancholikers Bill Fay - es würde nicht überraschen, wenn schon bald Elton John für ein letztes großes Duett an Bills Tür klopft.(Quelle: Br. de)
Tracklist:
01 – There Is A Valley
02 – Big Painter
03 – The Never Ending Happening
04 – This World
05 – The Healing Day
06 – City Of Dreams
07 – Be At Peace With Yourself
08 – Jesus, Etc.
09 – Empires
10 – Thank You Lord
11 – Cosmic Concerto (Life Is People)
12 – The Coast No Man Can Tell
Bonsu track:
13 – Home Was the Place (Bonus Track)
Clip:
There is a valley
Kommentare
Kommentar veröffentlichen