Beach Slang - Everything Matters But No One Is Listening
Die in den letzten Jahren zu Insider-Lieblingen aufgestiegene amerikanische Indie-Punkband Beach Slang hängt die Verstärker an den Nagel. Ciao, Ihr süßen, lauten Marshalls! Auf dem neuen Album "Everything matters but no one is listening" regieren jetzt klassische Streicher, akustischer Wohlklang. Doch bevor selbst der härteste Hobby-Punk nun unvermittelt einen Herzinfarkt bekommt und uns der Fake News bezichtigt, klären wir lieber direkt auf: Beach Slangs Transformation zu Quiet Slang ist nur der zeitweise Versuch, einen neuen Zugang zum eigenen Œuvre zu finden, andere Seiten, ungeahnte Charakteristika der eigenen Kompositionen offen zu legen.
Gut, für die Idee, bereits veröffentlichte Stücke noch mal in unverstärktem Gewand aufzunehmen, gibt es freilich noch keinen Innovationspreis, schließlich machen Beach Slang nichts anderes als alle Künstler, die je an der "MTV unplugged"- Reihe teilgenommen haben. In ihrem Fall nur eben ohne MTV und mit kleiner, selbstironischer Namensänderung. Die Umsetzung des Ganzen hingegen, die überzeugt. Beach Slangs sonst so stürmisch-juveniler Punkrock, der gerne mit ein wenig Schmutz unter den Fingernägeln daherkommt, erstrahlt in Perlmuttglanz, die klassische Instrumentierung verleiht den drängelnden Stücken eine schier unerwartete Grandezza. Einzig die raue Stimme von Frontmann James Alex riecht noch nach abgestandenem Whiskey und kaltem Zigarettenrauch.
Die zehn hier versammelten Stücke stammen von den bisherigen zwei Alben sowie der EP-Sammlung "Broken thrills" aus dem Jahr 2015; neue Tracks fehlen in Gänze. Doch dieser Umstand ist nicht weiter schlimm, schließlich geben die alten Songs einiges her. Da wäre der mächtig auf links gedrehte, von Piano und Streichern dominierte Auftakt "Bad art & weirdo ideas", der durch die Neuaufnahme sacht in Richtung Breitwand-Emo geschubst wird. Viele der Stücke gewinnen durch die opulentere Instrumentierung an emotionaler Tiefe; Tempo und Durchschlagskraft müssen sich nun ein wenig hinten anstellen.
Besonders gelungen ist "Noisy heaven", das als dramatischer Tränenzieher an einige der intensiveren Leisetreter von ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead gemahnt. Auch "Dirty cigarettes" funktioniert im akustischen Gewand, die Streicher stehen dem sonst so robust um die Ecke fegenden Stück gut zu Gesicht und konterkarieren die verzweifelten Lyrics auf wunderbare Weise: "The sound is fucked, but I don't mind / It's wrong enough to feel alright / I think a lot, like all the time / I get in trouble, when things get quiet." Und natürlich passen diese Zeilen auch nahezu perfekt zu Quiet Slang, dieser stillen, kammermusikalischen Reinkarnation von Beach Slang: Ihre Botschaften gewinnen an Dringlichkeit, auch wenn man nun vielleicht nicht mehr wild dazu herumwirbelt. Der Dreck an den Fingern, den Schuhen, am Herzen – der bleibt.(Quelle:Plattentests)
Tracklist:
01. Bad Art & Weirdo Ideas (Quiet Slang)
02. Noisy Heaven (Quiet Slang)
03. Future Mixtape For The Art Kids (Quiet Slang)
04. Filthy Luck (Quiet Slang)
05. Dirty Cigarettes (Quiet Slang)
06. Too Late To Die Young (Quiet Slang)
07. Spin The Dial (Quiet Slang)
08. Young Hearts (Quiet Slang)
09. Throwaways (Quiet Slang)
10. Warpaint (Quiet Slang)
Clip:
Spin the dial
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