Nine Inch Nails - Bad Witch
Industrial Music war und ist schwer definierbar, aber im kleinsten gemeinsamen Nenner zumindest immer herausfordernd und asozial. Dies änderte sich historisch mit der dritten Welle der Gattung ab ungefähr 1988. Mit Ministry und Nine Inch Nails mischten sich erstmalig Bands in den Industrial-Kosmos, deren Ansatz sich weniger an kompromissloser Experimentalmusik, sondern vielmehr an der destruktiven Verarbeitung ihrer mit der Muttermilch aufgesaugten Einflüsse der Popkultur orientierte.
Von den Veteranen der Subkultur als Kommerzmusik verschmäht, war es immer äußerst lohnenswert hinzuhören: "The Downward Spiral" ist in jeglicher Hinsicht eines der größten Alben seiner Dekade. Trent Reznor produzierte damals volldigital aus Prinzip der Kühle und im Haus der Manson-Morde aus Prinzip der Immersion.Sein neustes Werk "Bad Witch" klingt diesmal wirklich wieder wie 1994 – leider im reaktionären Sinn. Es zischt und rauscht nach Software, dazu gesellen sich zarte Echtinstrumente und brachiale Stromgitarren. Die EP ist Abschluss einer Trilogie, komponiert mit Dauerpartner Atticus Ross. Was in oscarprämierter Filmmusik resultierte, versucht sich seit 2016 auch an gemeinsamen Mini-Alben. Mit sechs Songs und 31 Minuten Spielzeit ist das aktuelle gar am längsten ausgefallen, im Vergleich mit seinen beiden Vorgängern allerdings am schwächsten.
"Shit Mirror" gibt den fetzigen Start mit typischem Text: "Hey look what's staring back at you / Caught reflecting in your eyes / Well I'm becoming something new / It's getting hard to recognize". Ein bisschen Entfremdung, ein bisschen Mutation, so ist das nun mal bei Onkel Trent. Darauf folgen drei Songs, die weder in Sounddesign oder Songwriting viel zu sagen hätten: Collagen zwischen Noise, Drum'n'Bass und Verzerrung, an die man sich nicht erinnert.
Während auf den letzten EPs der Zeitensprung noch gut gelang, verlieren sich Nine Inch Nails 2018 zumeist im selbstgemachten Anachronismus. "Time is running out" – vielleicht ist Reznor heute bei der Filmmusik besser aufgehoben, denn "Bad Witch" nervt nicht, sondern plätschert eher so dahin. Eine Qualität, die es noch weiter vom Industrial entfernt als die Meisterwerke von vor 25 Jahren.(Quelle:Laut.de)
Tracklist:
1. Shit Mirror
2. Ahead of Ourselves
3. Play the Goddamned Part
4. God Break Down the Door
5. I'm Not from This World
6. Over and Out
2. Ahead of Ourselves
3. Play the Goddamned Part
4. God Break Down the Door
5. I'm Not from This World
6. Over and Out
Clip:
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