Kamasi Washington - Heaven and Earth
Die Musikgeschichte steckt voller meist verzichtbarer Hidden Tracks. Mal werden sie einfach nicht ausgewiesen, mal nach langen Pausen gepappt, mal vor dem ersten Song versteckt. Obwohl Kamasi Washington schon mit seinem fast dreistündigen Debüt "The Epic" zur Uferlosigkeit neigte, reicht ihm dies nun nicht. Auf den ersten Blick teilt sich "Heaven And Earth" in zwei Hälften, den Himmel und die Erde. Doch dazwischen versteckte der Schlingel in der CD-Hülle noch das Hidden-Album "The Choice": Weitere 40 Minuten Musik, die es - momentan - nicht als Stream gibt und die sich am besten mit einem sehr scharfen Messer aus ihrem Gefängnis befreien lassen.
Im Grunde beschreibt dieses Versteckspiel Washington perfekt. Weder in seiner Musik, noch in seinem Output und Aussagen kennt der Tenorsaxophonist, Bandleader, Komponist und Produzent Grenzen. Der Jazz sprudelt nur so aus ihm heraus. Allein in seinen ersten drei Karrierejahren veröffentlichte er mehr als manche Acts in ihrer ganzen Karriere. Seine Kompositionen und mit Chören und Orchester ausgeschmückten Arrangements sind überlebensgroß, opulent und pompös. Zwischen die Stücke lässt er live Sätze wie "Vielfalt ist nicht etwas, was wir tolerieren, sondern feiern sollten" fallen. Washington zieht die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Als wolle er, dass man nie wieder andere Musik als seine braucht.Washingtons größter Verdienst bleibt, dass er all dieses Übermaß, vor dem man sich unheimlich klein fühlt, so verpackt, dass es niemals unangenehm protzig wirkt. Auf dem mit "The Choice" insgesamt über drei Stunden dauernden "Heaven And Earth" gibt es auch keinen wirklichen Durchhänger. All das macht Sinn, bleibt sympathisch und liefert zudem - bei aller Verkopfheit - Spaß und Freiheit.
Auf dem einen Hauptlongplayer, "Earth", gibt sich Washington in Gesellschaft seines über 50 Mitglieder umfassenden Ensembles, zu denen auch wieder Thundercat (Bass), Brandon Coleman (Keyboards) und Ronald Bruner Jr. (Schlagzeug) gehören, sehr bestimmt. Hier bindet er das Politische besonders deutlich in seinen Jazz ein. Im "Himmel" wirkt er dagegen entrückter und lässt dem Zuhörer Zeit. Es ist ein bessere Ort, an dem wir uns hoffentlich nach all dem Trubel und Krawall irgendwann wiederfinden.
Nicht das einzige Cover: Freddie Hubbards "Hub-Tones" unterlegt Washington mit Latinrhythmen, teilt sich das Rampenlicht mit Dontae Winslows Trompetenspiel. Hinzu kommen auf "The Choice" die beiden Soul-Klassiker "Will You Love Me Tomorrow" (The Shireless) und "Ooh Child" (Five Stairsteps), das durch die Guardians Of The Galaxy zuletzt wieder einen Bekanntheitsschub erhielt.
Einen weiteren Popkultur-Verweis bietet das vom Future Funk und R'n'B durchzogene "Street Fighter Mas". "Ich dachte früher mal, ich wäre der beste 'Street Fighter'-Spieler der Welt", erzählte Washington dem Spiegel in einem Interview. "Also dachte ich, ich brauche einen Theme-Song, den sie spielen können, wenn ich die Arcade betrete." Das von seinem Sidekick Ryan Porter (Posaune) geschriebene "The Psalmnist" bietet genug Raum, um die beiden beiden Schlagzeuger Tony Austin und Ronald Bruner Jr. gegeneinander antreten zu lassen. "Fight!"
Der Weg in den Himmel und darüber hinaus führt über "The Space Travelers Lullaby". Eine spirituelle Reise, in deren Zentrum warme Streicher und ätherische Chöre hin und her wogen. Das zu allen Seiten offene "Vi Lua Vi Sol" verbindet Afrobeat mit Colemans sich vor Roger Troutman (Zapp, 2Pacs "California Love") verbeugenden Talkbox-Vocals. Dabei bleibt der Positivismus das Element, das die einzelnen Stücke auf Kamasi Washingtons "Heaven And Earth" verbindet. Wenn der Chor in "Will You Sing" schlussendlich "With our songs one day we'll change the world" anstimmt, möchte man ihm fast glauben.(Quelle:Laut.de)
Tracklist:
Disc 1
1. Fists of Fury (09:43)
2. Can You Hear Him (08:54)
3. Hub-Tones (09:10)
4. Connections (08:24)
5. Tiffakonkae (09:24)
6. The Invincible Youth (09:53)
7. Testify (05:44)
8. One of One (09:50)
Disc 2
1. The Space Travelers Lullaby (10:31)
2. Vi Lua Vi Sol (11:07)
3. Street Fighter Mas (05:58)
4. Song for the Fallen (12:41)
5. Journey (08:51)
6. The Psalmnist (07:18)
7. Show Us the Way (06:51)
8. Will You Sing (10:13)
1. Fists of Fury (09:43)
2. Can You Hear Him (08:54)
3. Hub-Tones (09:10)
4. Connections (08:24)
5. Tiffakonkae (09:24)
6. The Invincible Youth (09:53)
7. Testify (05:44)
8. One of One (09:50)
Disc 2
1. The Space Travelers Lullaby (10:31)
2. Vi Lua Vi Sol (11:07)
3. Street Fighter Mas (05:58)
4. Song for the Fallen (12:41)
5. Journey (08:51)
6. The Psalmnist (07:18)
7. Show Us the Way (06:51)
8. Will You Sing (10:13)
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