Carla Bruni - Little French Songs


Carla Bruni polarisiert seit jeher: Stets geht es nicht nur um ihre Musik, sondern immer auch um die Dialektik von Erotik und Macht. Atmeten Brunis frühere Alben noch den leicht blasierten Charme der Bourgeoisie, präsentiert sich die Tochter eines italienischen Zwölftonkomponisten auf "Little French Songs" als Interpretin folkig angehauchter Chanson-Vignetten.
Carla Bruni übt eine seltsame Magie aus: Kaum gibt sie eine Presseaudienz anlässlich ihres neuen Albums, tauchen die deutschen Feuilletons unvermittelt in den sonst so verabscheuten Orkus des Boulevards. "Was trieb Carla Bruni eigentlich so im Élysée-Palast?", lechzt dann etwa der Hamburger Spiegel, den bereits dunkle Ahnungen von Libertinage, ménage à trois, Baise-moi und Oh-la-la umtreiben. Und dann ist da ja noch der Gatte der Bruni: der ultrakonservative französische Ex-Präsident, dessen Name wie der eines ganz besonders skrupellosen James-Bond-Schurken klingt: Sarkozy.

Die Liaison zwischen Machtmensch und Muse bestand noch lange nicht, als Carla Bruni anno 2002 ihr Debütalbum "Quelqu'un ma dit" veröffentlichte – ein Millionenseller, der sanft verhuschte Melodien mit doch eher biederem Rive-Gauche-Chic kombinierte. Ihre Beziehung zum gallischen Law-&-Order-Minister Sarkozy thematisierte sie erstmals auf ihrem dritten Album, und auch diesmal, fünf Jahre später, fehlt keine Huldigung seiner Omnipotenz: "Du bist so scharf wie eine Atombombe", heißt es auf dem zart swingenden "Mon Raymond".
Auf der Single-Auskopplung "Chez Keith et Anita" dagegen träumt sie sich augenzwinkernd in den Sommer 1971, den die Rolling Stones ehedem an der französischen Riviera verbrachten. Zu den Kleinoden des Albums gehört auch ihre italienische Version von Charles Trenets Chanson-Klassiker "Douce France" – eine Liebeserklärung an Heimat und Wahlheimat zugleich.
Höhepunkt der insgesamt elf "Little French Songs" dürfte wohl das Titelstück des Albums sein. In einer hinreißenden Mischung aus Englisch und Französisch singt Carla Bruni mit feiner Ironie von der Musik selbst, davon, dass die Franzosen nicht mit internationalen Größen wie Elvis oder Michael Jackson aufwarten können. "Aber wir haben ja selbst genug Grund zum Angeben", fährt sie dann fort. "Wir haben ja Brassens, Brel und Ferré, Boris Vian, Gainsbourg und Trenet."
Carla Brunis Album – ihr bestes bislang – legt selbstbewusstes Zeugnis davon ab, dass sie vielleicht eines Tages selbst in dieser Tradition stehen könnte. Von der Prèmiere Dame der Grande Nation zur ersten Botschafterin des Chansons. Das muss erst mal jemand nachmachen.(Quelle:MDR)

Tracklist:
 1 J’arrive a toi
2 Mon raymond
3 Priere
4 Pas une dame
5 Dolce francia
6 Chez keith et anita
7 Darling
8 La valse posthume
9 Liberté
10 Little french song
11 Le pingouin
12 La blonde exquise (Bonus Track)
13 Lune (Bonus Track)

Clip:
Carla Bruni - Little French Songs (Album Release Video)

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