Ceu - Tropix




Vor zehn Jahren hat die Musikerin aus Sao Paulo das erste Mal in der brasilianischen Musikszene für Aufsehen gesorgt. Schon damals hat sie viele Stile gemischt: Samba, Bossa Nova und sehr viel Jazz. Jetzt ist ihr viertes Album "Tropix" erschienen und auch diesmal würfelt sie wieder unterschiedliche Stile durcheinander. Einerseits europäischen, melancholischen Synthiepop, irgendwo zwischen Air, Giorgio Moroder und den elektronischen Stücken von Radiohead. Diese elektronische Melancholie durchbricht Céu immer wieder mit Melodien und Rhythmen: Mal kommt ein Afrobeat-Zitat, dann ein Funk-Rhythmus. Und die Gesangsmelodien erinnern immer wieder an die Großen der brasilianischen Popmusik: An Gilberto Gil oder an Caetano Veloso. Auf einem Stück wie "Veranda Suspensa" zeigt Céu, was sie kann: Ein minimalistischer Samba-Beat fast wie aus dem Drumcomputer, darüber ein paar warme Analogsynthesizer mit ein wenig Gitarrensprengseln. Und dazu kommt dann diese Stimme von Céu, die eine vertrackte Melodie singt. Das erzeugt eine interessante Spannung auf dem Album: Es existiert eine unterkühlte, elektronische Instrumentierung, die immer wieder durch verschnörkelte, ausufernde Gesangsmelodien aufgefangen wird, die sehr an die Tropicalia der 1960er erinnern. Trotz allem klingt Céu auf "Tropix" nicht eklektisch, sondern stilsicher. Das verdankt sie ihrem Produzenten, General Elektriks. Der kommt eigentlich aus Paris und hat Keyboards für Femi Kuti gespielt, ist dann aber in der Avant-HipHop-Szene an der US-Westküste heimisch geworden. Und der bringt halt dieses HipHop-Ohr mit: wie man mit kurzen Zitaten ein ganzes Sounduniversum aufmachen kann. Und auf "Tropix" kondensiert er Funk, Synthiepop und lateinamerikanische Rhythmen zu wirklich wunderschön verspielten Popsongs.
Manchmal frisst der Hype seine Eltern. So auch bei Grime-MC Kano. Er gehört zu den Pionieren dieses Stils - er kommt aus der gleichen Generation wie Dizzee Rascal und war Anfang der Nullerjahre einer der Stars der Ostlondoner Piratenradioszene. Schnell hat er das Korsett des Grime-Battle-Rappers hinter sich gelassen und sich als sehr vielseitiger Rapper entpuppt. Er hat mit den Gorillaz zusammengearbeitet und Geschichten über das Leben in Ost-London erzählt. Anfang der Zehnerjahre kam dann eine kurze Schauspielkarriere im Kino und Fernsehen dazu. Und jetzt, nach fünf Jahren Pause, hat Kano im Alter von 30 sein insgesamt fünftes Album veröffentlicht.
Auf "Made in the Manor" dreht sich alles um das Aufwachsen und Leben in Ost-London. Auf deutsch heißt der Titel soviel wie "Geprägt durchs Herrenhaus", was selbstverständlich ein Wortspiel ist. Der Titel spielt auf die Manor Road im Londoner Osten an. In der Gegend ist Kano aufgewachsen, und sie gehört zu den ärmsten Stadtteilen in Großbritannien. Auf "Deep Blues", das Kano gemeinsam mit Damon Albarn aufgenommen hat, reflektiert der MC über das Auseinanderfallen von HipHop-Image und Lebenswirklichkeit. Einerseits die Verherrlichung von Bling und Drogendealer-Image, was im realen Leben gerne Schulden und Drogensucht bedeutet. Es geht auf dem Album oft um diesen Kontrast: Was die Leute über Kano, den erfolgreichen Rapper denken, was sein Erfolg mit alten Freundschaften und seiner Familie macht.
Trotzdem ist "Made in the Manor" kein Reifezeugnis geworden. Kano beobachtet seinen Alltag, zollt aber der Battle-Kultur von Grime Respekt.  Für "3 Wheels Up"  hat er sich die beiden Grime-MCs Wiley und Giggs ins Studio geholt. Es ist ein klassischer Grime-Battle-Track. Orchestersamples, schneller Beat, drei MCs, jeder hat ein paar Takte und muss dann zeigen, was er kann. Fast wie früher, als Grime noch Piratenradio-Musik in Ost-London war. "This is England" ist ein Partystück mit vielen Anspielungen auf die letzten 15 Jahre UK-HipHop. "Made in the Manor" ist das Album eines MCs, der schon lange dabei ist, der aber dennoch nicht zwanghaft erwachsen sein will. Und genau das macht Kanos fünftes Album ziemlich glaubwürdig.(Quelle: WDR)

Tracklist:
01. Perfume Do Invis?vel [05:09]
02. Arrastarte-Ei [03:39]
03. Amor Pixelado [04:16]
04. Varanda Suspensa [04:48]
05. Et?lica/Interl?dio [04:22]
06. A Menina E O Monstro [03:21]
07. Minhas Bics [03:17]
08. Chico Buarque Song [03:31]
09. Sangria [03:42]
10. Camadas [04:15]
11. A Nave Vai [03:48]
12. Raps?dia Brasilis [03:54]

Clip:

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Silver Lining - Heart and Mind Alike

Trentemoeller - Reworks