Explosions in the sky - The Wilderness



Seit 17 Jahren bereichern uns Explosions In The Sky von Texas aus mit instrumentalen Klangwelten, die wie Felsen aus den Untiefen des Postrock ragen. Der letzte Brocken in Form von "Take Care, Take Care, Take Care" liegt allerdings schon fünf Jahre in der Brandung.
In der Zwischenzeit beschäftigte sich das Quartett vor allem mit Auftragsarbeiten für die Filme von David Gordon Green. Und damit wären wir auch direkt bei der Genre-immanenten Hürde, die es zu überspringen gilt. Das Grundproblem von Postrock ist doch eigentlich: Wie erreiche ich beim Hörer eine emotionale Regung, wenn das dafür erstbeste Werkzeug nicht in Frage kommt?
Das Gros an zeitgenössischer Popmusik, die ohne Gesang auskommen möchte, hat unweigerlich einen Soundtrackcharakter. Nur wenige füllen, trotz der (unter)malenden Eigenschaften ihrer Musik, die Songs so eloquent mit einem Innenleben, dass diese auch ohne Bewegtbilder funktionieren und im besten Fall hohe Gefühlswellen schlagen.
Mogwai können das gut, Godspeed You! Black Emperor sowieso und neben einer Handvoll anderer eben auch Explosions In The Sky, die mit den raumergreifenden Gitarren auf ihrem Referenzwerk "The Earth Is Not A Cold Dead Place" dem Genre eines seiner später vielfach kopierten Tradmarks gaben.
Dreizehn Jahre ist das her. Das Album wirkt noch immer nach. "Your Hand In Mine" etwa hat der republikanische Präsidentschaftskandidat Ted Cruz jetzt für seinen Wahlkampf entdeckt, sehr zum Ärgernis von Explosion In The Sky.
Nun erscheint "The Wilderness" und stellt ein Novum in der Bandgeschichte dar. Variierten die vorherigen Alben den Sound von "The Earth Is Not A Cold Dead Place" lediglich im Detail, dominieren hier hörbare Neuerungen.
Eine kosmische Elektronik hält Einzug und setzt subtile Farbtupfer in die mäandernden Flächen. Klassische Instrumente gewinnen deutlich an Bedeutung. In "Logic Of A Dream" kommt gar eine Harfe zum Einsatz. Angeblich sind diese Reformen die Inspirations-Überbleibsel von der Soundtrack-Schreiberei. Und damit schließt sich der Kreis vom Kino zum Kopfkino.
Die Vorabsingle "Disintegration Anxiety" ist ein solcher Monolith, bei dem die Abstinenz der Sprache substituiert wird, indem die wunderbar zackigen Tremolo-Gitarren den Hörer an die Hand nehmen, über die hügeligen Beats schleifen und beiläufig von ihren Ängsten und Sorgen berichten.
Die Band hat außerdem auch die Stellschrauben für die Dynamik nachjustiert. So gibt es keinen einzigen von Brachialität und Lautstärke dominierten Gefühlsausbruch. Für die notwendigen Ups and Downs sorgt die stellenweise üppige Orchestrierung.
Das größte Verdienst des Quartetts dabei ist, dass das Album trotz eines breiteren Panoramas nie überladen wirkt. Stattdessen kommen die Songs so wendig und zielstrebig aus ihrer Deckung wie die Gazelle aus der titelgebenden Wildnis.


Tracklist:
01 – Wilderness
02 – The Ecstatics
03 – Tangle Formations
04 – Logic Of A Dream
05 – Disintegration Anxiety
06 – Losing The Light
07 – Infinite Orbit
08 – Colors In Space
09 – Landing Cliffs


Clip:
Logic for a dream

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