Cyndi Lauper - Detour




Wer Cyndi Lauper im Jahr 2016 auf "Girls just wanna have fun" reduziert, hat einiges verpasst. Beispielsweise, dass sie noch mit vielen weiteren Songs in den Achtzigern die Charts stürmte. Oder auch, dass sie nach dem Abklingen des Weltruhms als Musicalproduzentin, Schauspielerin und LGBT-Aktivistin wirkte. Und natürlich hat die Dame konstant Alben veröffentlicht, mal mehr, mal weniger überzeugender Natur. Seit ihrem sensationell erfolgreichen Werk "Memphis blues" sind nun auch schon wieder sechs Jahre vergangen. Zeit, die die Dame nicht ungenutzt verstreichen ließ.
Dass sie nun mit "Detour" ein lupenreines Countryalbum herausbringt, ist angesichts ihrer jüngeren musikalischen Aktivitäten nicht zwingend überraschend, in Anbetracht des Albenkonzepts aber dennoch erstaunlich. Es besteht nämlich zur Gänze aus Coverversionen von Genreklassikern, wobei Lauper ganz bewusst darauf verzichtete, neue Räder an alte Kutschen zu schrauben. Das Album liefert von vorne bis hinten traditionellen Country, kristallklar produziert und souverän dargeboten. Es riecht nach Pferd – und das ist gut so.
Keine Blöße gibt sich die Sängerin bei der Songauswahl. Egal, ob Uraltnummern wie der aus den Vierzigern stammende Titelsong, oder modernere Kompositionen wie "Hard candy Christmas": Lauper beweist große Stilsicherheit. Wie im Genre üblich, sind zahlreiche Gastsänger vertreten, wobei vor allem Willie Nelson in der Neueinspielung seines Gassenhauers "Night life" sich erfreulich vital und gut bei Stimme präsentiert. Auch Vince Gill hinterlässt im augenzwinkernden "You're the reason our kids are ugly" einen positiven Eindruck.
Doch selbstverständlich gehört das Rampenlicht mehrheitlich Cyndi Lauper. Wirklich großartig ist die beseelt eingesungene Neueinspielung des eigentlich zu Tode interpretierten Standards "Misty blue", nicht minder überzeugend sind die Patsy-Cline-Covers "Walking after midnight" und "I fall to pieces" geraten. Lauper weckt Erinnerungen an Dolly Parton, wenn sie mühelos ihre kräftige Stimme zu Pedalsteel und Fiddle in höhere Oktaven hievt. Dass das Ganze bisweilen in argen Kitsch ausartet, gehört zwar dazu, wirklich nötig wäre es aber nicht gewesen.
"Detour" macht einen Heidenspaß, gerade weil Cyndi Lauper vermeidet, mit biederem Ernst an die Sache heranzugehen. Der fröhliche Shuffle-Rhythmus von "Funnel of love" fährt beispielsweise ganz von alleine ins Tanzbein. Der Bogen wird nur selten überspannt, allen voran im zerjodelten "I want to be a cowboy's sweetheart". Auch dem durch Skeeter Davis berühmt gewordenen Song "The end of the world" hätte ein bisschen weniger Puderzucker gut zu Gesicht gestanden. Fest steht, dass die New-Yorkerin sich mittlerweile fast alles erlauben kann. Ob zu Pferde oder per pedes: Cyndi Lauper weiß, wo es langgeht. (Quelle: Plattentests)


Tracklist:
  1. Funnel of love
  2. Detour (feat. Emmylou Harris)
  3. Misty blue
  4. Walkin after midnight
  5. Heartaches by the number
  6. The end of the world
  7. Night life (feat. Willie Nelson)
  8. Begging to you
  9. You're the reason our kids are ugly (feat. Vince Gill)
  10. I fall to pieces
  11. I want to be a Cowboy's sweetheart (feat. Jewel)
  12. Hard candy Christmas (feat. Allison Krauss)
Clip:
Heartaches by the Number

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