Little Scream - Cult following
Für einen lediglich semibekannten Musiker gibt es verschiedene Möglichkeiten, die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu lenken: Fancy Outfits! Skandale! Kuriose Cover! Little Scream macht es indes noch besser: Kooperiere mit Sufjan Stevens! Hole Dir jemanden von The National ins Boot! Lasse Dir von einem Arcade-Fire-Mitglied unter die Arme greifen! Und wenn Du hinter all dies schon einen Haken setzen kannst, dann frage doch auch noch bei Owen Pallett, Sharon Van Etten oder TV On The Radio an, vielleicht möchte von ebenjenen auch noch jemand mitmischen! Was sich wie ein Ding der Unmöglichkeit liest, ist nichts anderes als eine komprimierte Version der Entstehungsgeschichte des zweiten Little-Scream-Albums. Fünf Jahre nach dem eher mäßig spannenden Debüt "The golden record" erscheint nun also mit beinahe göttlichem Beistand "Cult following": Es ist ein garstiges Werk geworden, widerspenstig und verspielt, vertrackt und detailverliebt.
Laurel Sprengelmeyer, wie die Künstlerin im realen Leben heißt, gibt sich nicht nur viel Mühe bei der Wahl ihrer musikalischen Partner, sondern offensichtlich auch recht wenig auf Redewendungen. Dass also zu viele der sprichwörtlichen Köche den ebenso sprichwörtlichen Brei verderben, ignoriert sie geflissentlich. Ohnehin scheint die Wahl-Kanadierin ihr eigenes Ding drehen zu wollen, auch wenn sie sich hier und da an ihren Idolen messen lassen muss: "Love like a weapon" erinnert beispielsweise nicht sonderlich subtil an das überzeugende Œuvre von St. Vincent. Und aus dem folgenden "Dark dance" hört man Sprengelmeyers Begeisterung für Arcade Fires "Reflektor" heraus: Disco-Synthies schunkeln sich hier im Takt schwindlig, Little Scream singt darüber becircende Formeln. Doch auch wenn die angesprochenen Stücke für sich genommen ganz gut funktionieren, so bleibt letzten Endes manchmal der Eindruck, dass Little Scream noch ein wenig die nötige Eigenständigkeit abgeht.
Das Herzstück auf "Cult following" dürfte "Evan" sein, mit Extra-Einleitung und gespensterhaftem Outro: Hier spielt Little Scream atmosphärischen Folkrock, der so lange die Sterne beschwört, bis der Nacken steif ist. Oder sich die Himmelskörper beugen und freiwillig hinunterfallen. Danach gibt es noch einige Rock-, Folk- und Synthpop-Unbequemlichkeiten, denn der klassische Little-Scream-Song pfeift auf traditionelle Strukturen. Es wird also gesehnt und gefleht, unheimliche Gitarren huschen durch die kürzeste Nacht des Jahres, "Wishing well" grüßt freundlich PJ Harvey. Zu sagen, mit "Cult following" habe Sprengelmeyer den richtigen Weg eingeschlagen, mag sich recht oberlehrerhaft lesen, aber sinngemäß kommt es hin. Auch wenn noch nicht alles zündet und manchmal recht unklar ist, wohin sie möchte, zeigt sich in vielen Momenten, insbesondere im fantastisch verdichteten "Someone will notice", wie groß das Potenzial dieser Künstlerin ist. Der Blick bleibt also bis auf Weiteres auf sie gerichtet.(Quelle: Plattentests.de)
Tracklist:
- Welcome to the brain
- Love as a weapon
- Dark dance
- Introduction to Evan
- Evan
- Aftermath
- The kissing
- Wishing well
- Wreckage
- Someone will notice
- Silent moon
- Goodbye every Body
Clip:
http://de.juno.co.uk/products/little-scream-cult-following/606898-01/
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