Highasakite - Camp Echo
Die norwegische Band mit dem bescheuerten Namen macht hochintelligenten Electro-Pop, der leider überhaupt nicht als Fahrstuhlmusik taugt.
»Silent Treatment«, das letzte Album des Quartetts Highasakite, war in Norwegen 94 Wochen lang in den Top 40, ein bis dato einmaliger Chartsrekord. Respekt, das schaffen hierzulande nicht mal Geschmacksverächter wie Helene Fischer & Co. Ob sich dieser Höhenflug allerdings mit »Camp Echo« wiederholen lässt, bleibt abzuwarten. Zu den Fakten: Camp Echo ist eines von sieben Gefangenenlagern in Guantanamo Bay, hier sinnbildlich für den Wahrnehmungszustand der Welt. In thematischen Flashbacks mit kryptischen Textfragmenten wie etwa Zitaten aus George W. Bushs »Way On Terror«-Rede verarbeitet Sängerin Ingrid Helene Havik traumatische Ereignisse vom 11. September bis zum Irak-Krieg, die ihre Weltwahrnehmung entscheidend geprägt haben. Überhaupt wären ein paar bewusstseinserweiternde Substanzen sicher hilfreich, um den Assoziationstrieb zu befeuern, den Titel wie »Chernobyl« oder »I Am My Own Disease« auslösen. Musikalisch hat das Ganze einen deutlich härteren The-Prodigy-Einschlag bekommen, vor allem in den Beats. Sphärische, sich überlappende Synthie-Flächen und haufenweise Loops konterkarieren dabei mit ihrer poppigen Eingängigkeit immer wieder die schwermütige Thematik des Albums. »Golden Ticket« könnte sogar als Chvrches-Song durchgehen. Wer jetzt noch auf Haviks Koloraturgesang klarkommt, wird an »Camp Echo« viel Freude haben. Vielleicht nur noch nicht beim ersten Durchlauf. Ähnliche Chartserfolge wie in ihrer Heimat sind in den deutschen Albumcharts nicht zu erwarten, das ist klar. Aber ist das nicht eigentlich das größte Kompliment, das man einer Band wie dieser machen kann?
Tracklist:
01. My Name Is Liar 03:43
02. Samurai Swords 03:19
03. Someone Who'll Get It 03:41
04. My Mind Is A Bad Neighborhood 04:47
05. God Dont Leave Me 05:55
06. I Am My Own Disease 03:38
07. Golden Ticket 03:52
08. Deep Sea Diver 04:25
09. Chernobyl 05:34
Clip:
highasakite/Someone-Who-ll-Get-It
Kommentare
Kommentar veröffentlichen