Ein Stück echter Trauerarbeit: Als die
Sängerin ihre letzte Tour beendete, sah sie sich plötzlich vor dem
Nichts. Sie hatte nichts mehr zu tun, kein festes Zuhause mehr, und auch
ihre Beziehung war in den langen Monaten der Reise zerbrochen. Den
Verlust verpackte sie in die neun Songs, die auf "I Never Learn"
versammelt sind - es entstand ein klassisches Breakup-Album, das sich
oft scheinbar nur noch unter Schmerzen voranschleppt. Der einen Leid,
der anderen Freud: Das neue Album ist trotz der offensichtlichen Trauer
durchweg angenehm anzuhören. Aber einen Verlust haben auch Lis Fans zu
beklagen: Der einstige Indie-Liebling hat Einiges an Individualität
eingebüßt.
Die Singer/Songwriterin rückt deutlich in Richtung Pop, was auch die
Längen der Tracks zeigen, die im perfekten Formatradiorahmen zwischen
drei und vier Minuten liegen. Aber selbst wenn sie sich jetzt für einen
stromlinienförmigeren Stil entschieden haben mag, hat sie deshalb noch
lange nicht ihr Handwerkszeug vergessen: Ihre Melodien gehen schnell ins
Ohr und bleiben auch danach noch eine Weile im Herzen stecken. Selbst
erprobte bis verbrauchte Effekte nutzt die Sängerin mit ihrem
Co-Produzenten Björn Yttling hier mit besten Ergebnissen: Mit ein wenig
Hall und einer verzehnfachten Lykke Li entsteht etwa in "Just Like A
Dream" ein Refrain zum Reinlegen.
Und angesichts der knappen Länge von nur einer halben Stunde
Spielzeit hat sie hat auch genug Abwechslung in ihr Album gepackt. Mal
schlägt sie bei ihrem Klagegesang ausladend mit massiven Drums, Tamburin
und Chor ("No Rest For The Wicked") um sich, dann wieder bietet sie
eine feine, schlichte Ballade alleine mit Gitarre und kleinen
Zerreffekten über der belegten Stimme dar ("Love Me Like I'm Not Made Of
Stone"). "Gunshot", das still und fast zurückhaltend beginnt,
entwickelt sich zu einem kraftvollen Song, der im Refrain sogar leise
Anklänge Richtung Rock zeigt.
Bei dieser Bandbreite verzeiht man Lykke Li dann auch gerne die eine
oder andere textliche Plattitüde ("Will I get used to sleeping alone?"
fragt sie im passend betitelten "Sleeping Alone"). Vielleicht gilt das
ja auch für ihre Indie-Fans. Dass die Schwedin nun ihre endgültige
Heimat im Mainstream gefunden haben soll, mag man ohnehin nicht ganz
glauben. Aber wenn es so wäre, wäre sie definitiv eine Bereicherung. (Quelle: Web.de)
Tracklist:
01. I Never Learn
02. No Rest for the Wicked
03. Just Like a Dream
04. Silverline
05. Gunshot
06. Love Me Like I'm Not Made of Stone
07. Never Gonna Love Again
08. Heart of Steel
09. Sleeping Alone
Clip:
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