Mando Diao - Aelita


Auch in diesem Jahr werden all die festgefahrenen Mando Diao-Romantiker wieder mit geballten Fäusten gegen die Bullaugen des ehemaligen Indierock-Flagschiffs aus Borlänge hämmern. Schuld daran ist ein Überbleibsel sowjetischer Tontechnik-Kunst namens Aelita: "Diese Maschine ist ein Monster. Da kommen Sounds raus, die jeden Gitarren-Amp dieser Welt zu Kleinholz verarbeiten", verriet uns Sänger Björn Dixgard im Interview.
Das Gerät versorgt den Bediener aber auch mit herkömmlichem Elektro-Standard. Das scheint den Verantwortlichen um Einiges besser gefallen zu haben als Experimente mit Korn-Salven aus der Retorte. Songs wie "Rooftop", "Money Doesn't Make You A Man" oder "Baby" stehen Pate für eine Entwicklung, die sich mehr und mehr vom Ursprung der Band entfernt.
Der Kern bleibt allerdings erhalten: Mando Diao klingen auch in einem musikalischen Gewand fernab von zerschlissenen Jeans und verschwitzten T-Shirts immer noch wie Mando Diao. Wie eh und je spielen die Schweden gekonnt mit fesselnden Melodien und schnell ins Blut gehenden Strukturen ("Black Saturday"). Es fehlt nur der jugendliche Rotz, der über die Jahre für immer aufdringlichere Synthiepop-Einschübe der Achtziger Platz machen musste.
Dieser Tage schaukelt der Mando-Viermaster eingehüllt in meterdicken Kunststoff über die hohe See. Schroffe Holzplanken finden sich an Deck schon lange nicht mehr. Statt mit Gitarren und trockenen Drums vergnügen sich die beiden Masterminds Björn Dixgard und Gustaf Norén mittlerweile lieber mit basslastigen Beats, ausladenden Synthie-Sounds und allerlei elektronischem Effekt-Firlefanz.
Jederzeit hört man dem Album an, dass seine Urheber Kinder der Achtziger sind. Der Blick geht manchmal sogar noch weiter zurück. "Lonely Driver" oder "Child" entführen den Hörer gar in eine Zeit, in der fast jeder Jugendliche eine glitzernde Kristallkugel über seinem Bett hängen hatte.
Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass sich die schnodderigen Nase-hoch-Rocker irgendwann einmal zwischen Nebelschwaden und Disco-Lichtern verlieren? Aber es funktioniert, auch wenn es viele eingefleischte Fans nicht wahrhaben wollen.
Mando Diao beweisen mit ihrem neuen Album, dass ihnen Erwartungen von außen am Allerwertesten vorbei gehen. Die Schweden machen einfach, was sie wollen, und momentan erinnert dabei höchstens das hin und wieder aufblitzende raue Organ von Björn Dixgard an vergangene Sex, Drugs & Rock'n'Roll-Zeiten. Der Rest schwebt wie luftig leichter Satin über neonfarbenem Trockeneisnebel.(Quelle: Laut.de)

Tracklist:
01. Black Saturday (3:22)
02. Rooftop (4:57)
03. Money Doesnt Make You A Man (5:06)
04. Wet Dreams (4:41)
05. If I Don't Have You (7:46)
06. Baby (6:44)
07. Lonely Driver (4:28)
08. Child (6:52)
09. Romeo (4:13)
10. Make You Mine (6:14)

Clip:

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