The Whigs - In the dark
Die ewigen Brautjungfern wollen endlich selbst vor den Altar treten. Mit „In The Dark“ haben sie auf jeden Fall einen großen Schritt in diese Richtung getan.
The Whigs haben sich ihre Fans und einen gewissen Bekanntheitsgrad in den letzten Jahren als Vorband diverser großer Künstler wie den Kooks, Black Rebel Motorcycle Club, Tokyo Police Club und den Kings Of Leon erspielt. Für letztere eröffneten sie in diesem Jahr auch die größte Show ihrer Karriere im Hyde Park, vor 65.000 Leuten. Allerdings haben es die Südstaatler in ihrer achtjährigen Karriere noch nicht geschafft selbst die Hauptperson des Abends zu sein. Die große Headliner-Tour lässt immer noch auf sich warten. Mit "In The Dark" soll das langjährige Brautjungferndasein aber endlich ein Ende haben.
Aus diesem Grund hat das Trio keine Kosten und Mühen gescheut und sich zwei angesagte Produzenten geangelt: Hauptsächlich aufgenommen wurde „In The Dark“ mit Ben H. Allen, der schon Animal Collective und Gnarls Barkley den letzten Schliff verlieh. Wesentlich klarer anzuhören ist der rockigen Platte aber die Handschrift von Angelo Petraglia. Der Produzent der Kings Of Leon steuerte unter anderem „Kill Me Carolyne“ bei, eine Stadionhymne, die aus einem Wurf mit „Sex On Fire“ stammt. Die Power-Rock-Nummer ist allerdings nur das kleine hibbelige Geschwisterchen des Hits der Kings und kann mit dem großen Bruder nicht ganz mithalten. Ein schneller Beat und Sänger Parker Gisperts Stimme, die stark an die von Dave Grohl erinnert, werden aber vor allem die Radioredakteure des Landes aufhorchen lassen, denn massentauglicher kann ein Rocksong kaum sein.
Allgemein schmieren die drei Amis die Butter auf ihrem dritten Album ziemlich dick aufs Brot. An ihren alten Garage-Sound erinnern nur noch wenige Songs, an groß produzierten Tracks wird nicht gespart. Die Marschrichtung ist klar: „In The Dark“ wollen die Jungs nicht bleiben, vielmehr ins Rampenlicht. Das ist dem Album schon nach den ersten Songs deutlich anzuhören. Neben Hymnen wie „Kill Me Carolyne“ finden sich aber auch experimentelle Tracks mit psychedelischen Elementen auf der Platte. „Dying“ beispielsweise schafft mit seinen immer intensiver und lauter werdendem Refrain und vielen Halleffekten eine düstere Stimmung, die musikalisch etwa an die zweite Platte von Black Rebel Motorcycle Club erinnert.
Auf textliche Höhenflüge wartet man bei dieser Platte leider vergeblich. Lediglich bei „I Am For Real“ findet sich eine sprachliche Schnitzerei von Frontmann und Songwriter Gispert: „I don’t need to walk in your backyard, to let you know just where I stand“. Der Song ist auch musikalisch eines der Highlights der Scheibe, neben “Black Lotus”, das sich durch seine verzerrten Gitarren, schnelle Rhythmuswechsel und einen sehr eingängigen, energiegeladenen Refrain im Ohr des Hörers festsetzt.
Alles in allem ist das Fazit für „In The Dark“ relativ klar – Gut, aber vergleichbar. Viele eingängige Rock-Songs lassen die Platte sympathisch und irgendwie cool wirken. Leider ist alles schon mal da gewesen und es gibt nur wenige Überraschungen. Massentauglich sind die Whigs nun auf jeden Fall, doch ein wenig mehr eigene Persönlichkeit hätte der Platte gut getan.(Quelle: motor.de)
Tracklist:
01. Hundred / Million
02. Black Lotus
03. Kill Me Carolyne
04. Someone’s Daughter
05. So Lonely
06. Dying
07. I Don’t Even Care About The One I Love
08. Automatic
09. I Am For Real
10. In The Dark
11. Naked
Clip:
So lonely
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